Die Insel der Götter ist eine bei Touristen aus aller Welt beliebte Urlaubsdestination. Die lange Anreise aus Deutschland ist leider nicht ohne Umstieg möglich, dennoch absolut empfehlenswert. Bali bietet einem fast alles, was man sich von einem Urlaub in Südost-Asien erhofft. Kilometerlange Strände, gutes Essen, saftig grüne Reisterrassen, Vulkane, hunderte Hindutempel, freundliche Menschen und eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.
Mag man es etwas touristischer, mit vielen Bars, Restaurants, Clubs und Resorts dicht an dicht, ist Kuta zu empfehlen. Der Süden von Bali rund um Kuta ist zu vergleichen mit dem Ballermann auf Mallorca. Viele Australier und Budget Backpacker fliegen dorthin, um zu feiern und sich billig volllaufen zu lassen. Das ist nicht ganz so unsere optimale Vorstellung eines Urlaubs, genau wie das hippe Ubud oder Canggu, also suchten wir uns einen Ort aus, der so weit wie möglich davon entfernt lag. Wir wollten das „typische“ Bali erleben, in einem Homestay bei Einheimischen übernachten und wenn es geht, von so wenigen Touristen wie möglich umgeben sein.
Pemuteran
Hermann hatte ein paar Tage bevor wir losflogen, ein kleines Fischerdorf namens Pemuteran im Norden von Bali gefunden, das vielversprechend aussah. Wir buchten dort ein Zimmer in einem kleinen Homestay , das zur damaligen Zeit nur über ca. 8 Gästezimmer verfügte, die während unseres Aufenthalts aber nie ausgebucht waren.
Die Anreise aus Darwin war für uns ziemlich entspannt, mit nur etwas über 2,5 Stunden Flugzeit. Wir hatten im Vorfeld einen Deal mit dem Homestay gemacht und ließen uns am Flughafen von einem Fahrer abholen, der uns nach Pemuteran brachte. Zwischen dem Flughafen in Denpasar und Pemuteran liegen knapp 4 Stunden Autofahrt! Die Straßen auf Bali sind großenteils einspurig je Richtung und man muss auf der Fahrt in den Norden ein Gebirge durchqueren. Wir kamen übermüdet aber glücklich um 5 Uhr morgens an.
Unsere Homestay
Das Zimmer war der Knaller. Alles war balinesisch mit dunklem Holz eingerichtet, über dem Bett hing ein riesiges Moskitonetz. Das Bett war mit duftenden Frangipani dekoriert, wir hatten unsere eigene Terrasse und ein Outdoor Badezimmer. Wie geil ist das denn? Draußen zu duschen, umgeben von blühenden, tropischen Pflanzen, unter'm Sternenhimmel.
Frühstück hatten wir inklusive. Man hat die Wahl zwischen einem westlichen oder balinesischen Frühstück. Also entweder ganz normal Toast, Obst und frischgepresste Säfte oder z.B. Nasi oder Mi Goreng (gebratener Reis).
Direkt gegenüber vom Homestay befindet sich ein kleiner Shop, falls man z.B. schnell ein Bierchen trinken will oder seine Zahnpasta vergessen hat. Direkt nebenan befindet sich außerdem der hauseigene Spa, den wir oft und gerne in Anspruch nahmen. Die Preise und die dazugehörige Qualität waren unschlagbar.
Wir schauten uns am ersten Tag erstmal die Umgebung an. Es gibt einige größere Hotels, aber auch viele kleine authentische Homestays. Viele Touristen haben wir nicht gesehen. Unseres lag etwa 5 Gehminuten vom Strand entfernt. Es gibt einige Tauchschulen in der Umgebung und viele kleine Restaurants, Shops, Streetfood Stände und Wechselstuben.
Eine Moschee befindet sich in unmittelbarer Nähe, man hört den Muezzin zu Gebetszeiten rufen. Uns persönlich hat das nicht gestört.
Ausflüge mit dem Roller
Wir mieteten uns direkt vor Ort Miya's Roller und fuhren zu verschiedenen Tempeln in der Umgebung, wie z.B. dem Pulaki Tempel mit Hindu Schrein, der nur ein paar Kilometer außerhalb von Pemuteran liegt. Der Pulaki Tempel ist einer der größten Hindu Tempel auf Bali. Er wurde auf einem Hügel direkt an einer Klippe gebaut, man hat einen wunderschönen Ausblick auf die Umgebung und die umliegenden Inseln mit ihren Vulkanen, die am Horizont in den Himmel ragen. Man geht den Hügel hoch und erreicht einen Tempelkomplex, der aus mehreren Gebäuden besteht, die alle mit wunderschönen balinesischen Verzierungen versehen sind. Einige farbenfroh, einige dunkel. Normalerweise sieht man hier eigentlich immer Hindus, die gerade zum Beten kommen.
Direkt gegenüber befindet sich eine weitere Tempelanlage, der Affentempel, den man auch besichtigen kann. Man ist dort von vielen freilebenden Makaken umgeben, die diesen Tempel ihr Zuhause nennen. Die Gebetsstätten an sich sind von Käfigen geschützt, damit sie frei vom Dreck der Affen bleiben und nicht zerstört werden. In der Paarungszeit können diese nämlich aggressiv werden, Vorsicht ist deshalb geboten.
Beide Tempel verlangen eine kleine Eintrittsgebühr. Falls man unpassend angezogen ist, kann man sich vor Ort einen Sarong leihen. Vor den Eingängen verkaufen Straßenhändler kleine Snacks und Getränke.
Tipp: Bei Straßenhändlern oder in Shops unbedingt den Preis verhandeln. Dies ist übrigens überall auf Bali und meist mit großem Erfolg möglich.
Wir knatterten weiter zu einem lokalen Markt um uns mal anzuschauen, was so verkauft wird. Wir wollten nämlich unbedingt mal wieder Schlangenfrucht essen. Die Schale sieht aus wie Schlangenhaut, deshalb der Name. Das Fruchtfleisch ist so ein Mix zwischen Litschi und Apfel. Das Angebot ist riesig, Gewürze, frisches Gemüse und Obst, Klimbim, Kleidung. Die Preise günstig, niemand versteht Englisch, verständigen kann man sich trotzdem irgendwie. Ich steuerte allerdings direkt einen Stand mit meinen geliebten Hippiehosen an und versuchte, mit den netten älteren Damen den besten Preis auszuhandeln. :)
Ein bisschen außerhalb von Pemuteran, etwas versteckt, abseits der Hauptstraße befindet sich ein kleiner, schöner, weißer Sandstrand. Vor Ort gibt es eine kleine „Bar“, an der man Getränke kaufen oder Boote ausleihen kann. Seinen Roller kann man auf dem hauseigenen Parkplatz abstellen, eine kleine Parkgebühr wird allerdings fällig. Ich glaube, wir waren insgesamt 4-5 mal dort und wir hatten den Strand fast immer für uns alleine. Das letzte Stück fährt man mit dem Roller über einen kleinen, holprigen Weg, der von Feldern und kleinen Häusern umgeben ist.
Falls euch jemand anbietet, einen Ausflug zur Atlas Pearl Farm zu buchen, könnt ihr das guten Gewissens ausschlagen. Wir sind mit dem Roller hingefahren, freuten uns darauf, mal eine echte Perlenfarm und den Anbau zu sehen. Pustekuchen. Das Ganze ist nur ein Shop, in dem man (überteuerten) Schmuck erwerben kann.
Wir waren oft mit dem Roller unterwegs, hatten zu der Zeit keinen internationalen Führerschein, nur unseren neuseeländischen. Wir wurden während der gesamten Zeit nicht ein einziges Mal kontrolliert. Unfälle haben wir gesehen, auch schwere! Fahrt wie in jedem Land vorsichtig und umsichtig.
Über Sprit braucht man sich keine Sorgen zu machen, alle paar hundert Meter gibt es kleine Stände am Straßenrand, an denen man 1 oder 2l Flaschen Sprit kaufen kann. Tankstellen gibt es auch, jedoch haben wir in der ganzen Zeit nur eine gesehen.
Wir assen oft an Streetfood Ständen, fuhren durch die Gegend und hielten dort an, wo es uns gefiel. Teilweise landeten wir in kleinen Dörfern mit winzigen Open Air Garküchen, in denen noch die Omis höchstpersönlich kochten, ohne Speisekarte versteht sich. Gekocht wird das, was verfügbar ist. Mal hielten wir an kleineren, mal an größeren Ständen, mal an welchen, die nur auf ein Gericht spezialisiert waren. Die Vielfalt ist riesig, die Preise günstig und wir haben in der gesamten Zeit nicht ein einziges Mal einen flauen Magen gehabt. Einfach anhalten, keine Scheu haben und einfach mal probieren.
Pemuteran Beach & Menjangan Island
In Pemuteran wurde ein künstliches Riff direkt am Strand angelegt, das sogenannte Bio Rock & Coral Reef, an dem man gut schnorcheln kann und sich die Unterwasserwelt unmittelbar am Strand anschauen kann. Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch keinen Tauchschein, den machten wir erst bei unserem zweiten Aufenthalt auf Bali. Schnorchelausrüstung kann man sich direkt am Strand leihen (würden wir nicht empfehlen, da zu teuer), oder in den umliegenden Tauchschulen ausleihen, achtet da auf die Preise, diese können stark variieren.
Wir machten mehrere Schnorchelausflüge nach Menjangan Island, eine Insel, die ca. 30 Minuten mit dem Boot von Pemuteran entfernt im West Bali National Park liegt. Die Insel ist bekannt für ihre wunderschönen und vielfältigen Schnorchel- und Tauchspots, riesengroße Artenvielfalt, glasklares, türkises Wasser, seine vier Hindutempel und Hirsche, die auf dieser tropischen Insel leben. Auf der Bootsfahrt dorthin sahen wir einige Delfine. Walhaie verpassten wir leider um einen (!) Tag. Oft finden Pilgerfahrten statt und man hat Glück sich dieses Spektakel hautnah anzuschauen.
Wir wurden von unserem Home Stay abgeholt, kurze Zeit später kamen wir an einem kleinen „Hafen“ an. Es ist eher eine Anlegestelle für die ganzen kleinen Holzboote, mit denen man dann in kleinen Grüppchen nach Menjangan rüberfährt. Es gibt ein Café, in dem man sich die Zeit vertreibt, bis die Guides alles für den Trip vorbereitet haben. Egal ob Lunchbox oder Tauchflasche. Alles ist sehr rustikal und einfach gehalten.
Man verbringt während des Ausflugs Zeit an verschiedenen Schnorchel- und Tauchspots und macht seine Mittagspause direkt an einem Strand, an dem sich auch Hirsche im Meer abkühlen. Wir dachten erst, unser Tourguide will uns verarschen, als wir dann tatsächlich einige Hirsche im Meer stehen sahen. Die Tiere leben auf Menjangan, daher auch Deer Island genannt, und sind dort heilig.
Wir machten diesen Ausflug mehrmals, einmal zum schnorcheln und bei unserem zweiten Aufenthalt dann zum tauchen, und können beides empfehlen.
Dschungel und Mangroven Tour
Wenn wir schon mal die Chance hatten, wollten wir unbedingt auch in einen echten Dschungel. Wieder buchten wir direkt in unserem Homestay und hatten Glück, eine private Tour mit eigenem Guide zu bekommen. Es war 5 Uhr morgens. Niemand weit und breit. Wir fuhren mit Mopeds weit raus aus Pemuteran in den West Bali Nationalpark, parkten unsere Mopeds am Straßenrand und machten uns auf den Weg. Erst durchs Gebüsch, dann weiter am Meer vorbei, weiter durch Mangrovenwälder. Die Tierwelt war gerade am erwachen und so sahen wir auf dem Weg in den Dschungel viele Vögel, Insekten, Krebse und Fische. Am Horizont ragten Vulkane empor, der Nebel und Tau verflogen langsam, die Sonne begann zu brennen.
Unser Guide erzählte uns viel über die gesamte Artenvielfalt, imitierte Vogelgesang und sagte uns, wir könnten mit etwas Glück Affen (schwarze Haubenlangure) im Dschungel sehen.
Als wir einige Zeit später im Dschungel ankamen, staunten wir nicht schlecht. Niemand weit und breit, keine Wege, es war dicht bewachsen, wir hörten nur den Dschungel: zirpen, rascheln, Äste knackten, Pagageiengeschrei. Die gesamte Zivilisation schien weit weg. Wir gingen durch hohes Gestrüpp, kletterten über Baumstämme und wichen Lianen aus. Unser Guide warnte uns vor Schlangen, auf die wir achten sollten. Er ging vor, schnitt mit seiner Machete den Weg für uns frei.
Schlangen? Er wurde schon öfter attackiert, wir sollten achtsam sein und immer auf den Boden schauen! Außer ein paar Riesenspinnen, in deren Netze wir fast gelaufen wären, blieben wir zum Glück verschont.
Es war unglaublich schwül und heiß. Die Luft stand. Unser Guide hatte uns empfohlen, ein langes Oberteil, eine lange Hose und festes Schuhwerk anzuziehen. Das lange Oberteil landete schnell im Rucksack.
Tipp: Unbedingt Moskitospray, genug Wasser und eine Kopfbedeckung mitnehmen, wenn man solch einen Ausflug plant.
Wir gingen weiter, hoch auf einen Hügel, von dem wir einen spektakulären Blick über den Dschungel hatten. Es flogen Papageien an uns vorbei, unser Guide hielt mit einem Fernglas Ausschau nach Affen, er sagte, dass man von hier oben einen guten Blick habe und sie sofort sehen könne, wenn sie sich in der Nähe befinden. Wir blieben einige Zeit oben in der Hoffnung, welche zu sehen. Leider hatten wir kein Glück, was der Tour aber keinen Abbruch tat.
Auf dem Rückweg konnten wir uns dann beide entspannen, die Angst vor Schlangen und großem Ungeziefer schob sich in den Hinterkopf, wir schaukelten auf Lianen, krochen durch dichtbewachsene Passagen und machten Halt an einem kleinen Bach, bevor wir uns langsam auf den Weg zurück zu unseren Mopeds machten.
Unser Guide versorgte und auf dem gesamten Weg mit tollen Infos über den Dschungel, die Tierwelt und die gesamte Region. Top!
Proyek Penyu (Schildkröten Projekt)
Es gibt in Pemuteran ein kleines Aufzucht- und Rettungszentrum für Schildkröten. Dort befinden sich mehrere Wassertanks und Brutstationen für Schildkröten. Sie sind in den einzelnen Becken nach Größe und Alter aufgeteilt. Fütterungen finden täglich statt und können besucht werden. Gegen eine Gebühr kann man hier Schildkröten freilassen. Die Gebühr hilft dem Zentrum bei der Eigenfinanzierung, um auch in Zukunft kleinen Schildkröten in Not zu helfen. Da mussten wir hin!
Früher wurden die als Beifang in den Netzen der Fischer gelandeten Schildkröten einfach getötet und verkauft oder gegessen. Da die Zahl der freilebenden Schildkröten rund um Pemuteran zurückging, kam man dort auf die Idee, den Fischern die Schildkröten abzukaufen, was für die Fischer lukrativer ist, als sie zu töten oder illegal zu verkaufen. Als wir dort waren, wurde gerade eine größere Schildkröte abgegeben, befand sich in dem Becken und wartete nur darauf, wieder freigelassen zu werden.
Kurz bevor sie zurück ins Meer darf, wird ein kleines Loch ganz hinten in den Panzer gebohrt. Man erklärte uns, dass es sich für sie so anfühlt, als ob man bei uns Menschen ein Loch durch einen langen Fingernagel bohren würde. Ich hoffe das stimmt so. Damit will man sichergehen, dass die Fischer nicht dieselbe Schildkröte nochmal fangen, wieder abgeben und somit doppelt kassieren.
Ich war total aufgeregt. Eine Schildkröte zu halten und dann auch noch freizulassen! Für mich bis heute ein unvergesslicher Glücksmoment! Einige Mitarbeiter gingen mit mir zusammen zum kleinen Becken, welches die Schildkröte vorübergehend ihr Zuhause nannte. Sie schwamm friedlich ihre Runden, als sie von den Händen der Pfleger aus dem Wassertank genommen und mir überreicht wurde. Wir gingen durch den Garten in Richtung Meer.
Als die Schildkröte es erblickte, fing sie an wie wild zu paddeln. Ich konnte sie kaum halten, so aufgeregt war sie. Ich hatte keine Ahnung, was für eine Kraft in so einer kleinen Schildkröte steckt. :) Wir gingen weiter, kamen dem Meer näher und ihr paddeln wurde immer stärker. Ich setzte sie einige Meter vom Ufer entfernt auf den Strand und sie konnte es kaum abwarten, wieder in ihr gewohntes Zuhause abzutauchen. Alles ging viel zu schnell, schwups, einige Sekunden später war sie weg. Ich stand da, den Tränen nah, überglücklich. So etwas mal zu erleben, war immer ein großer Traum von mir.
Ich schaute noch eine Weile auf's Meer und stellte mir vor, wie meine kleine Schildi (ja ich weiß, einfallsloser Name, aber in der Eile fiel mir nichts besseres ein) fröhlich und ausgelassen durch's Meer schwimmt und wünschte mit, dass sie hoffentlich ein langes Leben haben wird und in Zukunft nicht mehr in Fischernetze gerät.
Ich bekam eine kleine Urkunde als Andenken. Wir schauten während unseres Aufenthalts noch ein paar mal im Zentrum vorbei, um zu sehen, ob Schildi noch in Freiheit ist. Gesehen haben wir sie im Zentrum glücklicherweise nicht mehr.
Bali 2.0
6 Monate später waren wir wieder in Indonesien. Gleicher Ort, gleiches Homestay, gleicher Transfer vom Flughafen.
Uns hatte es auf Bali und bei Herman und Miya so gut gefallen, dass wir einfach nochmal wiederkommen mussten. Die Begrüßung war diesmal so, als ob wir zur Familie gehören und nur eine Zeit im Ausland waren und gerade zurück nach Hause kommen. Große Freude auf beiden Seiten. Dieses mal bekamen wir ein gerade erst fertiggestelltes Zimmer. Ersteinzug, alles neu. Wieder mit Outdoor Bad.
Tauchschein
Dieses Mal lag unser Fokus auf unserem Tauchschein, wir verbrachten mehr als die Hälfte unseres Urlaubs mit Tauchgängen. Erst im Pool, dann am Strand von Pemuteran und dann vor Menjangan Island. Wir hatten das Glück, dass Herman und Miya auch eine Tauchschule besitzen und wir quasi innerhalb von 30 Minuten vom Bett in den Pool rein in unsere erste Tauchstunde starten konnten.
Wir hätten nie gedacht, dass wir mal einen Tauchschein machen würden. Auf unserer Bucketlist stand es immer, aber es war in so weiter Ferne, denn einen Tauchschein in Deutschland in irgendeinem Indoorpool oder See zu machen, kam für uns irgendwie nicht so in Frage.
Vor unserem ersten Tauchgang im Meer hatten wir beide ein bisschen Panik, klar wir hatten im Pool geübt und unsere Trockenübungen gemacht, immer und immer wieder... Dann aber tatsächlich ins offene Meer abzutauchen, war dann doch eine Nummer größer. Wir hatten Glück und durften unseren ersten Tauchgang auf Menjangan Island an einem 20 m tiefen Abgrund an einer Riffwand machen. Wir ließen uns rückwärts vom Boot fallen, richteten unsere Masken, schauten uns und unseren Tauchlehrer an und los ging's.
Mit dem Abtauchen verschwand auch die Panik. Einatmen, ausatmen. Wir waren konzentriert und angespannt, schauten uns um, die vielen Fische, die Korallen. Es lief super, wir gewöhnten uns an's Atmen, gewöhnten uns an die Zeichen und checkten regelmäßig unser Finimeter. Je länger wir uns in unserem ersten Tauchgang befanden, desto mehr konnten wir es genießen. Ich hoffte auf Walhaie oder irgendetwas anderes Großes und versuchte, tiefer zu tauchen. Unser Tauchlehrer gab mir dann aber relativ schnell zu verstehen, dass das beim ersten Tauchgang keine so gute Idee ist. Einen Versuch war's trotzdem wert.
Alle Tauchgänge, die wir für unseren Tauchschein brauchten, absolvierten wir an verschiedenen Spots, mit verschiedenen Highlights. Wir tauchten an künstlich angelegten Riffs, durch Höhlen (das war mein Highlight, so schön, wenn man hochschaut und nur eine kleine Ritze Tageslicht sieht), an 20 m tiefen Riffwänden. Wir fuhren mit Booten raus, oder fingen unsere Tauchgänge direkt am Strand an. Sehr abwechslungsreich.
Die Artenvielfalt und die Menge an Fischen war beeindruckend, egal in welche Richtung wir blickten, es gab immer was zu sehen. Schwärme von mehreren hundert Fischen, die einen Strudel formten und langsam im Kreis schwammen, Feuerfische, Langusten, Seepferdchen, Muränen oder Papageienfische waren einige unserer Favoriten. Die Korallen waren farbenfroh und abwechslungsreich aber vor allem eins: Lebendig! Viele Muscheln, Seeigel, Schwämme in verschiedensten Größen und Farben umgaben uns die ganze Zeit. Wahnsinn.
Als wir all unsere Tauchgänge absolviert hatten, brachte unser Tauchlehrer uns noch an einem lokalen Fotoshop vorbei, um Passfotos für unseren Padi Ausweis zu machen. Anschließend machten wir unseren Test und bekamen noch am selben Tag unseren vorübergehenden Tauchschein, (solange, bis der richtige fertig ist und uns zugeschickt wird) mit dem wir ab sofort tauchen gehen konnten. Juhuuuuu!
Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir noch den Advanced Diver hinterhergeschoben, denn wir wollten unbedingt mal im Dunkeln und tiefer als 20 m (mit dem Advanced Diver gehen 30 m) tauchen. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben! Unser Logbuch kommt auf jeden Fall mit auf die Weltreise.
Singaraja
Wir wollten mehr vom typischen Bali sehen und fuhren mit Miya nach Singaraja, einem Ort im Nordosten der Insel. Wir besuchten Märkte und lokale Shops und haben während des gesamten Tages keinen einzigen Ausländer gesehen. Der Vorteil mit Miya unterwegs gewesen zu sein: Sie zeigte uns versteckte, kleine Gassen, zeigte uns, wo Einheimische einkaufen gehen, wo sie am liebsten essen und wo man das beste und günstigste Obst, oder was man sonst so mag, kaufen kann. Ein paar Mangos landeten direkt in unserem Stoffbeutel.
Wir schlenderten durch die Stadt, es war laut, Mopeds kamen knatternd aus allen Richtungen gefahren, auf manchen saßen bis zu 6 Personen (Mutter, Vater, drei Kinder und ein Baby), völlig überladene, quietschende Transporter, dampfende Garküchen am Straßenrand, öffentliche Busse, in denen alles, von lebenden Hühnchen bis hin zum halben Hausstand transportiert wurde. Die verschiedenste Gerüche lagen in der Luft. Es war schön, mal das “echte” Bali zu sehen, zu sehen wie die Menschen hier einen normalen Tag verbringen. Alle waren unglaublich freundlich und herzlich.
Wir konnten uns in Ruhe umsehen, wurden nicht von Menschenmassen belagert, die uns etwas verkaufen wollten, wurden Dank Miya integriert, durften an Ständen verschiedene Dinge probieren und konnten uns dank Miya's Übersetzungskünsten sogar mit einigen Einheimischen unterhalten.
Außerdem handelte sie für mich die besten Deals beim shoppen raus. Hippiehosen. Meine Sucht! Ich zahlte einen Bruchteil des Preises, der in Pemuteran verlangt wird. Und dort fand ich den Preis schon mehr als angemessen.
Wir stehen bis heute noch mit der Familie in Kontakt und können jedem, der plant nach Bali zu fliegen, einen Urlaub in einem Homestay empfehlen. Man kriegt mehr vom Leben der Einheimischen mit, wird integriert. Wir wurden bei unserem Aufenthalt zu einem Hindu Festival eingeladen und mitgenommen, von dem wir z.B. nie gewusst hätten, dass es stattfindet, obwohl es nur ca. 800m Luftlinie von unserem Homestay entfernt war. Tausende Hindus, die sich zum beten und essen an einem Tempel treffen, wann sieht man sowas schonmal?
Eine Sache, die wir bis heute faszinierend finden..
Als wir zu dem Festival fuhren, mit Mopeds natürlich, parkten wir diese inmitten von hunderten anderen. Hunderte. Im Dunkeln. Ich hab gedacht, dass wir sie nie wieder finden werden, aber Miya und Hermann lächelten zu uns rüber und sagten “Kein Problem, kommt wir gehen”. Und tatsächlich, einige Stunden später, es waren noch mehr Mopeds dazugekommen, standen wir wieder vor genau unseren Mopeds. Super! Für uns sahen die alle gleich aus, vor allem im Dunkeln. Keine Ahnung, wie sie die auseinanderhalten.
Ein weiteres Highlight war unser letzter Abend. Miya und Herman hatten uns zum gemeinsamen Abendessen mit der gesamten Familie eingeladen. Es gab balinesische Spezialitäten bis zum Umfallen, alles frisch gekocht und super lecker. Das Essen war auf Bananenblättern angerichtet und sah vorzüglich aus.Wir verbrachten einen entspannten Abend zusammen, quatschten, lachten und es war wirklich so, als ob wir mittlerweile zur Familie gehören würden.
Jedesmal, wenn wir uns schreiben, ist die erste Frage: Kommt ihr bald wieder? :) Ein wirklich toller Abschluss eines wunderschönen Urlaubs. Danke nochmal!
Fazit
Man kann in Bali abseits der Touristenpfade noch als Individualtourist auf seine Kosten kommen, solange man den Süden meidet. Da Bali ein beliebtes und günstiges Urlaubsziel ist und die Einheimischen dort zu 80% vom Tourismus leben, kann man aber davon ausgehen, dass in Zukunft mehr und mehr investiert und Grünflächen zu Hotels/ Resorts umgebaut werden. Wir hörten oft, dass in den nächsten Jahren ein Flughafen im Norden der Insel gebaut werden soll, um den Denpasar Intl. Airport zu entlasten. Sobald dies geschehen wird, wird sich wohl der gesamte Norden dem Süden angleichen und es wird ein Ende mit der Idylle in den kleinen Fischerdörfern entlang der Nordküste geben. Also nichts wie hin da!
Nichtsdestotrotz besteht Indonesien aber nicht nur aus Bali, wir haben noch so viel zu erkunden, sei es Komodowarane in freier Wildbahn zu sehen, oder mehr Vulkane, die wir besteigen wollen.
Indonesien: Wir werden 100%ig zurückkehren.