Kasachstans größte Stadt liegt am Fuße einer Bergkette, deren Gipfel selbst im Sommer noch schneebedeckt und mit Gletschern überzogen sind. Hier geht es authentisch zu. Hier ist nichts hochgezogen, die hochmodernen Gebäude können an zwei Händen abgezählt werden, man sieht Wohnhäuser und Bauwerke aus Sowjetzeiten, es wuselt und zuselt an jeder Ecke und man taucht sofort ein in das kasachische Lebensgefühl. Aber was kann man in Almaty eigentlich unternehmen ? Wir erkundeten die Millionenmetropole und stellen dir in diesem Blogartikel 5 Sehenswürdigkeiten und empfehlenswerte Ausflugstipps in Almaty vor.
In diesem Artikel findest du: Grüner Basar Baracholka Basar Gorky Park Panfilov Park Kök Töbe Fazit
Sehenswürdigkeit #1: Der Grüne Basar. Lohnt er sich?
Der Name ist schnell erklärt: Zu früheren Zeiten war der Grüne Basar der Haupthandelsplatz für frisches Obst und Gemüse. Mittlerweile kann man auf dem doppelstöckigen, überdachten Markt so ziemlich alles finden, was das Gourmetherz begehrt.
Eine riesengroße Auswahl an Trockenfrüchten, frisch gepressten Säften (Granatapfel war unser Favorit), frischem Fleisch, von Geflügel über Pferd, welches für traditionelle Gerichte verwendet wird, bis hin zu kleinen Garküchen, die kasachische Leckereien zu günstigen Preisen verkaufen. Es können sogar geführte Touren gebucht werden, wir erkundeten allerdings lieber auf eigene Faust und müssen an dieser Stelle leider sagen: Der Markt hat uns nicht von den Socken gehauen. Das Flair ist irgendwie nicht wie auf einem “echten” Markt, es gibt zwar einige Marktschreier, viele Stände und viel zum Probieren...
..aber der ganze Basar wirkte auf uns teilweise gekünstelt und so, als ob es hier ausschließlich um Profit und nicht mehr um den Spaß am Handeln geht.
Es machte für uns den Anschein, dass die Preise hier höher sind und Touristen, die man offensichtlich an ihren Kameras und Rucksäcken erkennt, lautstark zu jedem Stand gebeten werden, um die nicht mehr ganz so authentischen Waren mal unter die Lupe zu nehmen. Für uns persönlich reichte eine halbe Stunde, in der wir über den Markt schlenderten und hier und da eine Kostprobe abstauben konnten. Die getrockneten Aprikosen waren hier unser Highlight.
Der Markt ist einfach zu erreichen, sicher und übersichtlich angeordnet. Man erhascht einen kleinen Eindruck kasachischer Erzeugnisse, die mittlerweile aber teilweise durch westliche Produkte abgelöst werden. Wenn du es authentisch und abseits der Touristenströme magst, empfehlen wir dir definitiv einen Besuch des Baracholka Marktes.
Achtung: Montag ist der Markt geschlossen. Öffnungszeiten 9-19 Uhr.
Sehenswürdigkeit #2: Baracholka Markt. Hier geht es authentisch zu
Der wohl interessanteste, authentischste und größte Markt in ganz Almaty. Den Tipp den Baracholka Markt zu besuchen, bekamen wir eines Tages von unserer Mitfahrgelegenheit. Der Markt am Rande Almatys zieht so gut wie keine Touristen an. „Wieso?“, fragten wir.
Zu unübersichtlich, zu gefährlich, zu groß. Passt auf, wenn ihr dort unterwegs seid. Also genau unser Ding! Da müssen wir hin!
Gesagt, getan. So standen wir am nächsten Morgen auf dem riesengroßen Gelände des Baracholka Marktes. Es fühlt sich an, wie eine eigene kleine Stadt in der Stadt. Es gibt überdachte Hallen, Bereiche, in denen aus kleinen, einfachen Buden verkauft wird und gesamte Areale, aus denen Tonnen von Waren direkt aus Schiffscontainern an den Mann gebracht werden.
Wenn man sich gerne treiben und Dinge auf sich wirken lässt, können wir die Schiffscontainerreihen nur empfehlen. Man hat das Gefühl, sich selber in all dem Gewusel zu verlieren.
Auf dem Baracholka Markt kaufen hauptsächlich Einheimische ein, die Preise sind dementsprechend günstig. Verhandeln geht trotzdem immer. Die Größe des Areals ist riesig und der gesamte Markt beschäftigt insgesamt sage und schreibe knapp 50.000 Menschen.
Es gibt hauptsächlich Waren aus der Türkei und aus China zu kaufen, es geht authentisch, teils hektisch und laut zu. Wie auf einem echten Markt eben. Seit der Öffnung der Grenze zu China strömt täglich Ware herein und der Markt wächst und wächst. Schwitzende Männer, die vollgepackte Karren mit großen Kartons von A nach B ziehen. Dubiose Gestalten, die Geld hin und her schieben, Friseursalons, die einfacher nicht sein könnten, allerdings 1A Haarschnitte ab 1 Euro anbieten oder kleine Garküchen, in denen Oma noch selber kocht. “Manty! Schaschlik!” hörten wir es rufen und der Geruch von deftiger Hausmannskost lag in der Luft.
Hier fühlten wir uns wohl und hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Unterteilt ist der Markt in verschiedene Bereiche: Kleidung, Schuhe, Haushaltswaren, Obst/Gemüse, Spielzeug usw. Überall liegt Ware und Kartons herum, Hunde laufen an einem vorbei, die Schiffscontainer sind übereinander gestapelt.
Die oberen dienen als Lagerfläche, die immer neu eintreffende Ware wird per Hand nach oben geworfen und einsortiert. Fast in jedem Gang trifft man Frauen, die in kleinen Wagen alles Mögliche von gekochten Maiskolben, Teigwaren bis hin zu Getränken verkaufen.
Wir schlemmten uns durch den Markt, probierten kasachischen Kurd und vergorene Quarkbällchen, tranken Tee und aßen zwischen den Marktarbeitern und Händlern in einem kleinen Imbiss.
Alles in allem gefiel uns dieser Markt um einiges besser als der Grüne Basar. Authentisch, dreckig, günstig.
Genau die Kombi, bei der wir nicht widerstehen können. Touristen sahen wir keine, und das, obwohl wir mehrere Stunden auf dem Markt unterwegs waren.
Achtung: Montags ist der Markt geschlossen. Öffnungszeiten ab 9-18 Uhr.
Was es sonst noch in Kasachstan zu sehen und erleben gibt:
Sehenswürdigkeit # 3: Der Gorky Park. Das beliebteste Naherholungsgebiet der Einheimischen
Der Gorky Park, bzw. der zentrale Park ist das beliebteste Naherholungsgebiet der Einheimischen. Die grüne Lunge der Stadt besticht mit schön angelegten Blumenbeeten, großen Grünflachen, einem See, auf dem man eine Runde mit dem Tretboot fahren kann, bis hin zu einem kleinen Freizeitpark, einem Sommertheater, vielen Monumenten/Denkmälern oder einem Wasserrutschenpark.
Selbst wenn man keine Lust auf Attraktionen wie Karusselle oder das Riesenrad hat, lohnt sich ein kleiner Besuch, um dieses Spektakel zwischen Ruhe und Wahnsinn auf sich wirken zu lassen und vielleicht so etwas mehr über die kasachische Mentalität zu erfahren.
Es gibt kleine Cafes, Restaurants und kleine Shops, die alles Mögliche von Zuckerwatte über Bonbons bis hin zu Ramsch verkaufen.
Ein weiterer Bonus sind die schneebedeckten Berge am Horizont, die bei gutem Wetter ein tolles Fotomotiv bieten. Der Gorky Park lässt sich übrigens wunderbar mit dem Besuch des Grünen Basars und dem Panfilov Park kombinieren. Sie liegen alle fußläufig voneinander entfernt.
Sehenswürdigkeit #4: Der Panfilov Park und Musik aus dem Gebüsch
Der Name des Parks ist 28 Soldaten gewidmet, die 1941 unweit von Moskau gegen die Nazis kämpften und umkamen. Er ist kleiner als der Gorky Park, bietet unserer Meinung nach allerdings mehr als sein großer Bruder.
Angefangen von der schön bunten Christi-Himmelfahrt-Kathedrale, die zu unserem Besuch leider verhüllt war und saniert wurde, bis hin zum Denkmal und der ewigen Flamme für die gefallenen Soldaten. Der Park ist ruhig, es gibt viele schattige Plätzchen zum Verweilen und hier fanden wir die Ruhe, die wir im Trubel Almatys bis dato vergeblich suchten. Als wir über den Platz am Kriegsdenkmal schlenderten, hörten wir Musik und fragten uns woher sie wohl kommt. Wir konnten nirgendwo Lautsprecher erkennen, folgten einfach dem Klang und fanden uns mitten im Gebüsch wieder, wo auf einer kleinen Anhöhe eine Anlage aufgebaut war, die alte Veteranenlieder spielte. Aber sonst niemand weit und breit.
Einige Minuten später kam ein rüstiger Opa auf uns zu. Hallo, ich bin Oleg, ich will kein Geld von euch, waren seine ersten Worte. Wir wollten Sie eigentlich nur etwas fragen, antworteten wir. Er lächelte. Dann setzt euch. Hermann wollte unbedingt wissen, wieso er die Musik spielt. Oleg fing an zu erzählen. Vom Zerfall der Sowjetunion und von der Zeit danach, in der sich viele Menschen um das Denkmal und im Park versammelten und innehielten. Er erzählte, wie verfallen es rund um das Denkmal aussah und dass er mit der Musik etwas Gutes für die Menschen tun wollte.
Seit 1991 kommt Oleg mittlerweile in den Park, seit fast 30 Jahren. Wenn es das Wetter und seine Gesundheit zulassen kommt er fast täglich mit seiner Anlage und den drei Kassetten kreuz und quer durch die Stadt gefahren, um an die gefallen Soldaten zu erinnern und die Männer zu ehren, die einst für sein Land kämpften.
Er erzählte uns davon, dass viele Einheimische hin und wieder in den Park kommen, um der Musik zu lauschen. Als wir am Abend in unserem Gästehaus vom Opa erzählten, lächelte uns die Vermieterin an: Ja, Oleg kennt man in Almaty.
Er erzählte, wie er anfangs verscheucht wurde und seine Musik nicht spielen durfte, bis sich einige Veteranen auf seine Seite schlugen und er nach jahrelangen Protesten endlich eine Duldung bekam. Als er uns dann schließlich von einem Mann erzählte, der seine gesamte Familie bei einem Unfall verloren hatte und nicht mehr mit dem nicht endenden Schmerz leben wollte, mussten wir schlucken.
Kurz vor seinem geplanten Suizid kam er noch mal in den Park um in sich zu gehen. Er hörte die Musik spielen, ging zu Oleg, setzte sich neben ihn und sie sprachen. Stundenlang. Die Last fiel Dank des Gesprächs und der Musik von seinen Schultern und er entschied sich für das Leben. Heute, viele Jahre später, schaut der Mann immer mal wieder bei Oleg vorbei und dankt ihm für sein offenes Ohr, die Musik und seine Hilfe. Was für eine Geschichte! Wenn du durch den Park spazierst, schau auf jeden Fall mal bei ihm vorbei und sag Hallo (Zdrastwujte). Er wird sich freuen.
Sehenswürdigkeit #5 – Kök Töbe: Gondelfahrt zum höchsten Punkt Almatys
Kök Töbe ist ein 1130 Meter hoher Berg und der höchste Punkt Almatys, der mit verschiedenen Aussichtsplattformen trumpft, von denen man bei gutem Wetter einen spektakulären Blick auf Almaty hat. Der Park auf dem Hügel kann mit einer Seilbahn erreicht werden. Alternativ kann man ein Taxi anhalten, sich bis zur Schranke fahren lassen und die letzten 1,5 Kilometer hoch wandern. Eine Fahrt mit der Gondel kostet in eine Richtung 1000 Tenge (2,39 €) und dauert ca. 5 Minuten. Bei unserem Besuch war die Bahn leider defekt, es wurden alternativ Busfahrten für 600 Tenge p.P. (1,43 €) angeboten. Wir schnappten uns ein Taxi (Privatwagen) und ließen uns für 1000 Tenge (2,39 €) bis zur Schranke fahren und liefen das letzte Stück. Berg runter nahmen wir dann die – inzwischen wieder reparierte - Gondel.
Dort oben gibt es, wie in Erholungsgebieten in Kasachstan üblich, einen kleinen Freizeitpark inklusive Riesenrad, verschiedene Restaurants, recht günstige Imbissbuden, seit 2007 sogar ein Beatles Denkmal, eine Sommerrodelbahn und verschiedene lustige Fotomotive, wie z.B. ein Haus, das auf dem Kopf steht.
Die Ausblicke auf Almaty und das umliegende Trans-Ili Alatau Gebirge sind bei gutem Wetter ein wirkliches Argument diesen Park mal zu besuchen.
Auf dem Berghang befindet sich außerdem das höchste Gebäude der Stadt. Der Fernsehturm, der mit 372 Metern in den Himmel ragt.
Unser Fazit
Das waren sie, unsere 5 empfehlenswerte Ausflugstipps und Sehenswürdigkeiten in Almaty. Almaty ist das komplette Gegenteil zum hochmodernen Astana. Beide Städte sind sehenswert und wir würden einen Besuch empfehlen, alleine schon um diesen Kontrast einmal selbst zu erleben.
Landschaftlich mit den Bergen am Horizont und der Nähe zur Natur, eignet sich Almaty hervorragend für Tagesausflüge wie z.B. nach Medeo, mit einer der bekanntesten Eisschnellaufbahnen der Welt, zum Skigebiet Shimbulak, dem Big Almaty bzw. dem Issyk See oder zum Charyn Canyon.
Wir haben in unserem Kasachstan eBook eine Route durch den Südosten zusammengestellt, die du auf eigene Faust, auch ganz ohne Russisch Kenntnisse, nachfahren kannst.
Ganz viel Spaß bei deiner Reise.
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