Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss und das sollte sich bei unserem Roadtrip durch Kasachstan bewahrheiten. Im Voraus haben wir auch hier nur ein Foto vom Altyn Emel Nationalpark gesehen und waren umso mehr entzückt darüber hier singende Dünen, bunte Berge, Prärielandschaften, eine unglaubliche Weite, Gazellen und eine der authentischsten Unterkünfte unserer Reise vorzufinden.
Was gibt es hier zu sehen?
Wie sind die Straßenverhältnisse?
Was kostet eine Übernachtung?
Kann man den Nationalpark auf eigene Faust bereisen?
Alle Antworten, all unsere Tipps, Tricks, Highlights und Wissenswertes für deine Reise gibt es in diesem Blogpost. Alles, was du über den Altyn Emel Nationalpark mit seinen bunten Bergen und singenden Dünen wissen solltest.
In diesem Artikel findest du: Anreise Visitor Centre Baschi Unterkunft Singende Düne Katutau Aktau Berge Tipps/Wissenswertes Fazit
Anreise: Wie komme ich zum Altyn Emel Nationalpark?
Mit dem Mietwagen
Hier ist definitiv ein Mietwagen oder das eigene Fahrzeug von Vorteil. Da der Ausgangspunkt (der kleine Ort Baschi) für Aktivitäten im Altyn Emel Nationalpark etwa 250 Kilometer von Almaty entfernt liegt und es keinen durchgängigen Bustransport gibt, könnte die Anreise ohne eigenen Wagen hierher schwierig werden. Die Fahrtzeit aus Almaty beträgt etwa 4 – 4,5 Stunden. Ab Scharkent sind es 120 Kilometer und rund 1,5 Stunden Fahrtzeit.
Per Anhalter
Man könnte sein Glück per Anhalter probieren, wobei man dann ab dem Ort Baschi nicht wirklich weiterkommen würde. Man könnte eventuell einen Einheimischen fragen, ob er dich einen Tag durch den Park fährt. Preise können hoch sein, da natürlich auch der Fahrer weiß, dass es nur die überteuerten Touren als Alternative gibt.
Viele Fahrzeuge sind nicht unterwegs und die Entfernungen nicht ohne. Von Baschi bis zu den Sanddünen – 60 km auf Schotterpiste, zum Aktau Gebirge 75 km auf Schotterpiste.
Geführte Tour
Es gibt allerdings Touranbieter, die 3-Tagestouren zum Charyn Canyon und weiter in den Altyn Emel Nationalpark anbieten. Die Preise hierfür sind horrend und schlagen mit 500 US$ zu Buche. Unser Tipp: Miete dir ein Auto. Ein 4WD wäre zu empfehlen, ist allerdings kein muss. Die Schotterpiste ab Baschi ist nicht sonderlich schwierig zu fahren, das einzige sind recht nervige Abschnitte, an denen die Erosion die Straße in ein Waschbrett verwandelt hat.
Wir mieteten unseren Mietwagen bei Vladex (v-prokat) in Almaty und waren zufrieden. Ein Allrad kostet hier ab 40 €/Tag, einen normalen Pkw gibt's ab rund 20 €.
Was es sonst noch in Kasachstan zu sehen und erleben gibt:
Visitor Centre Baschi
Möchte man ab Baschi weiter in Richtung Nationalpark fahren, braucht man hierzu unbedingt die Genehmigung vom Visitor Centre. Es liegt direkt im Ort Baschi, wenn du Maps. me auf dem Handy hast, wird es dich dorthin leiten. Von der Hauptstraße biegt man links ab, fährt etwa 800 m geradeaus, biegt rechts ab, fährt an einer Moschee vorbei und biegt dann links ab. Es gibt zwar Schilder, wir haben sie beim ersten Mal aber nicht gesehen und sind etwas hin und hergeirrt.
Achtung: Die Mittagspause kann gerne mal länger ausfallen, normalerweise dauert sie von ca. 13 – 14 Uhr.
Das Gebäude betreten, gleich rechtsrum gehen und dort, etwas versteckt, befindet sich der Raum, in dem man sich den Permit holt. Geführte Touren kann man hier wohl auch buchen, über Preise können wir an dieser Stelle leider nichts Genaues sagen, außer, dass es recht teuer werden könnten.
Der Eintritt in den Nationalpark ist für 24 Stunden gültig und kostet 2300 Tenge (5,50 €) für 2 Personen inklusive PKW.
Man bekommt einen Schriebsel, den man mit sich führen sollte. An manchen Kontrollposten wird er kontrolliert. Um 20 Uhr muss man wieder am Gate sein bzw. den Nationalpark verlassen. Möchte man sich noch mit Proviant eindecken, gibt es über die Straße einen Lebensmittelladen, der relativ gut ausgestattet ist.
Unterkunft im Altyn Emel Nationalpark
In Baschi direkt gibt es einige einfache Gästehäuser, allerdings wurde uns gesagt, dass die Preise dort pro Person bei 5.000- 10.000 Tenge liegen (12 - 24 €).
Unser Tipp: An der ersten Schranke in Richtung Sanddüne - einfach geradeaus aus Baschi weiterfahren, nach etwa 2 Kilometern gabelt sich die Straße, rechts geht es zur Sanddüne, links zu den bunten Bergen, Beschilderungen sind vorhanden – liegt ebenfalls ein kleines einfaches Gästehaus. Warmes Wasser, Strom und (langsames) Internet sind vorhanden. Kostenpunkt hier: 2500 Tenge (6 €) p.P. Möchte man Verpflegung dazubuchen, kostet das Frühstück dort 1000 Tenge (2,40 €) p.P. Man kann zwischen Spiegelei oder Kascha (Brei) wählen. Dazu gibt es Tee/Kaffe, Gebäck, Salat oder was sonst gerade im Haus ist. Abendessen schlägt mit 1500 Tenge p.P. (3,60 €) zu Buche. Als wir dort waren, gab es Plov (Reisgericht mit Fleisch), Salat, Tee. Portionsgrößen sind recht üppig. Das Rentnerehepaar versorgt einen zudem (wenn man den Russisch spricht) mit nützlichen Infos über den Nationalpark.
Sehenswertes im Nationalpark: Singende Düne
Vom Gästehaus, das direkt an der ersten Schranke auf dem Weg zu den Sanddünen liegt, geht es dann knappe 60 Kilometer auf Schotterpiste entlang. Ein zweiter Kontrollposten muss nach etwa 30 Kilometern passiert werden. Hinweis: Die Genehmigung nicht vergessen. Pässe vorsichtshalber auch einstecken. Die Fahrt dorthin ist an sich schon ein Highlight, man fährt einfach mal durch ein Nichts, die kasachische Steppe, die uns ab dem ersten Tag verzaubert hat.
Wir sahen hier Gazellen, Rennmäuse und fühlten uns zwischendurch wie auf einem Game Drive durch Afrika.
Die einspurige Schotterpiste ist recht gut zu fahren, ohne größere Schlaglöcher oder Bodenwellen. Ein normaler PKW ginge hier zur Not auch. Dadurch, dass so wenig Verkehr herrscht, kann man eigentlich überall stehen bleiben und Fotostopps einlegen. Die Berge am Horizont, diese Weite vor einem, vertrocknete Büsche, Schotter, die Sonne, die auf der Haut brennt. Man fühlt sich in dem Moment weit weg von allem. Einige Kilometer nach dem zweiten Kontrollposten befindet sich ein kleines Steindenkmal zu Ehren Dschingis Khans. Er soll hier einst auf seinem Streifzug im 13. Jahrhundert entlang geritten sein.
Fährt man weiter, sieht man langsam die Umrisse der Düne am Horizont erscheinen. Sie liegt windgeschützt zwischen zwei Bergketten und wird dadurch weder verweht, noch ändert sie ihre Form. Insgesamt befinden sich hier vier Dünen.
Die Besonderheit und das Kuriose sind, dass die Dünen “singen”.
Wie das genau funktioniert? Da sind sich selbst Wissenschaftler uneinig, aber so etwas hatten wir zuvor noch nie gehört und dementsprechend skeptisch waren wir.
Der Opa von unserem Gästehaus gab uns den Tipp, ganz bis nach oben zu laufen und von dort leicht ruckartig auf unseren Popöchen runterzurutschen. Gesagt, getan. Nach dem anstrengenden Anstieg auf knapp 200 Meter waren wir soweit. Kurz inne gehalten, die grandiosen Aussichten in der Nachmittagssonne genossen, mal wieder über Kasachstans abwechslungsreiche Natur gestaunt und ab ging’s.
Wenige Sekunde später das erste Geräusch. Ein dumpfes, furzkissenartiges Dröhnen. Dazu eine Vibration, die sich weit unter uns einmal komplett durch die Düne zog.
Wir schauten uns an und konnten unser Glück kaum fassen. Wir sind gerade alleine, mitten im Nirgendwo, weit abseits der Zivilisation und rutschen eine singende Düne runter. Verrückt. Wir rutschen weiter und je ruckartiger und doller wir uns in den Sand drückten, desto lauter wurde das Geräusch. Es ging runter, dann wieder hoch, dann wieder runter. Wir konnten einfach nicht genug von diesem Naturwunder bekommen. Wieder am Parkplatz angekommen gibt es hier einen überdachten Picknickbereich. Man kann sich noch mal an der Weite und Schönheit der Natur erfreuen un dann die 60 Kilometer wieder zurück nach Baschi bzw. zur ersten Schranke fahren. Wir brauchten für die einfache Fahrt etwas über eine Stunde.
Katutau Gebirge: Die roten Berge
Der Katutau Aussichtpunkt bzw. das Gebiet, was es zu erkunden gilt, liegt etwa 50 Kilometer von Baschi entfernt. Katutau bedeutet “Rote Berge” und auch hier ist der Name Programm. Landschaftlich sind diese Berge überhaupt nicht mit dem Aktau Gebirge zu vergleichen. Sie sehen eher aus wie abgekühlte Lavaformationen, die mitten in einer Prärielandschaft liegen.
Anfahrt: Die Straße aus Baschi gabelt sich nach zwei Kilometern, hier dann einfach links fahren. Beschilderung ist vorhanden. Man fährt erst auf asphaltierter Straße durch zwei kleine Dörfer, bevor sie sich in Schotterpiste verwandelt. Auf dem Weg nach Katutau kommt man an einer 700-jährigen Weide vorbei. Campingplätze und Übernachtungsmöglichkeiten sind dort vorhanden. Der Baum ist sehenswert, alleine schon wegen der Fahrt dorthin. Diese führt das letzte Stück durch Landschaften, die stark an Afrika erinnern. Es gibt wenige Beschilderungen im gesamten Nationalpark, der Katutau Aussichtspunkt ist allerdings nicht zu verfehlen. Von der Schotterpiste geht es links weg und nach einigen Kilometern, die an den wilden Westen erinnern, kommt man an. Die 360° Rundumsichten hier sind einmalig, man kann bei Bedarf die verschiedenen Felsen hochfahren und sein Auto dort parken.
Highlights sind hier:
Die Landschaften! Verschiedenfarbige Berge, “Knetfelsen” oder Lava Berge, die weich und abgeschmirgelt aussehen.
Temperaturtechnisch kann es im Sommer sehr heiß werden, unbedingt genug Wasser mitnehmen. Festes Schuhwerk, Sonnenmilch und Kopfbedeckung wären außerdem zu empfehlen, wenn man die Umgebung zu Fuß erkunden will. Es lohnt sich.
Aktau Gebirge: Die weißen Berge
Aktau bedeutet übersetzt so viel wie “Weiße Berge” und schon bei der Anfahrt wird einem klar, woher dieser Name stammt. Man sieht von weitem die weißen Berge am Horizont, die in einer bizarren, leicht verwaschenen und abgeschmirgelten Form in den Himmel ragen.
Nach 75 Kilometern und etwa 1,5 Stunden Fahrtzeit erreicht man die Berge. Die einspurige Schotterpiste zum Aktau Gebirge ist holprig und teils ist es so laut im Auto, dass man sich nicht unterhalten kann. Viele Autos sind nicht unterwegs. Der Ausblick ist mittlerweile spektakulär.
Überall heller Sand und Schotter, kleine Büsche, einige vertrocknet, andere leuchten grün, vor uns liegen bunte Berge, die in gelb, rot, rosa und dunkelrot um die Wette leuchten. Die Farben hier sind wirklich fantastisch. Überall um uns glitzert es auf dem hellen Sand, glitzernde Kristalle wohin das Auge reicht.
Es gibt verschiedene Parkplätze und überdachte Picknickmöglichkeiten. Von dort kann man sich auf den Weg zu verschiedenen Aussichtpunkten machen. Richtige Wege gibt es keine, nur ausgetrampelte Pfade, die teils durch ein tiefes, ausgetrocknetes Flussbett führen. Verlaufen kann man sich aber nicht.
Unser Tipp ist hier auf jeden Fall: Ganz bis nach oben auf eine der Hügel direkt vor einem zu wandern. Du wirst vor dir verschiedene ausgelatschte “Linien bzw. Wege” sehen.
Diese Wege sind unbefestigt und führen durch teils sandige und geröllige Passagen. Der Anstieg ist steil und anstrengend, aber es lohnt sich. Von dort oben hat man einen atemberaubenden Blick auf die Umgebung, die weite Steppe, die bunten Farben, den Parkplatz mit seinen einfachen Hütten, die von dort oben wie Spielzeughäuschen aussehen.
Ein anderer lohnenswerter Aussichtspunkt: Vom Parkplatz direkt durch das Flussbett und dann querfeldein nach oben. Am Ende hat man “den” Blick auf die bunten Berge, denn dort treffen drei Farben aufeinander. Weiss, orange und rot und gerade als wir am Nachmittag dort waren, leuchteten die Farben im Sonnenlicht besonders schön. Zurück in Richtung Baschi geht es dann den gleichen Weg. Für die rund 75 Kilometer brauchten wir 1,5 Stunden pro Richtung.
Tipps und Wissenswertes: Kurz und knapp
• Baschi ist der Ausgangspunkt für Ausflüge und Erkundungstouren durch den Altyn Emel Nationalpark • Eigenes Auto ist hier definitiv ein Vorteil • Der Eintritt kostet 2300 Tenge (5,50 €) inkl. Auto für 24 Stunden. • Übernachtungsmöglichkeiten in Baschi, in einem Gästehaus direkt an der ersten Schranke in Richtung Dünen (ca. 5 Kilometer von Baschi entfernt), campen ist möglich, einfach im Visitor Centre nachfragen • Eine Tankstelle gibt es wenige Kilometer von Baschi entfernt (in Richtung Almaty, nicht in Richtung Scharkent) • Kleine Shops für Selbstverspfleger sind in Baschi vorhanden • Entfernungen:
Baschi- Sanddüne: ca. 60 km
Baschi – Katutau: ca. 50 km
Katutau – Aktau Gebirge: ca. 25 km
Baschi – Aktau Gebirge: 75 km • Unbedingt Reservereifen dabeihaben. Einige Passagen sind dafür bekannt, dass sie mit ihren spitzen Steinen Reifen zum Platzen bringen. Unsere Autovermietung erzählte von einem Vorfall, bei dem bei einem Fahrzeug gleich 3 Reifen den Geist aufgaben. • Genügend Wasser dabei haben. In den Sommermonaten kann es im Altyn Emel Nationalpark sehr heiß werden
Unser Fazit
Der Altyn Emel Nationalpark war mit seinen bunten Bergen und singenden Dünen eines unserer Highlights in Kasachstan. Touristisch noch nicht überlaufen, hat man hier seine Ruhe für Erkundungstouren auf eigene Faust.
Landschaftliche Highlights wie die mehrfarbigen Berge rund um Katutau und Aktau, Gazellen, wilde Pferde, kleine authentische Dörfer, magische Sonnenuntergänge. Wer Natur und Abgeschiedenheit mag, ist hier genau richtig. Die einfachen Gästehäuser tragen zu der authentischen Erfahrung bei und wir können an dieser Stelle nur sagen: Miete dir ein Auto und erkunde dieses faszinierende Fleckchen Erde auf eigene Faust.
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