Mit dem Flieger ging es von Helsinki nach Riga und wir wollten für ein paar Tage in die Hauptstadt Lettlands eintauchen. Riga und seine wunderschöne Altstadt sollte der letzte Stop unserer nordischen Rundreise werden.
Ankunft am Flughafen und Transfer in die City
Vom Flughafen fährt kein Airport-Shuttle, stattdessen einfache Stadtbusse. Die Linie 22 bringt einen für 1,15 € (Stand Dez. 2016, Ticket vom Automaten) pro Fahrt in die City und ist damit ein echtes Schnäppchen. Wenn man die Tickets direkt beim Busfahrer kauft, kosten sie 2,00 € p.P.
Eine halbe Stunde später kamen wir in der Altstadt (Vecriga) an, in der wir unser Hotel , das Old Riga Hotel - Vecriga, gebucht hatten. Die Preise sind in Riga recht günstig und so entschieden wir uns für ein Hotel mitten im Zentrum. Wir konnten auch hier wieder, wie schon in Stockholm und Helsinki, alle Sehenswürdigkeiten in der Altstadt und Umgebung ganz einfach zu Fuß erreichen. Sehr praktisch und bequem.
Riga, die größte Stadt des Baltikums mit knapp 700.000 Einwohnern war der günstigste Stop auf unserer Skandinavien/Baltikum Rundreise. Angefangen von der Unterkunft, bis hin zu den Cafés und Restaurants, fanden wir hier das beste Preis-Leistungsverhältnis.
In diesem Artikel findest du:
Kulinarisches Sightseeing in der Altstadt (Vecriga) Rigas Kirchen und Kathedralen Sonst so? Fazit
Kulinarisches
Direkt in Vecriga, der Altstadt, geht es touristisch zu und die Preise sind auf den etwas gefüllteren Geldbeutel zugeschnitten. Man kann aber trotzdem gut und günstig snacken, wenn man weiß, wo.
Unser Tipp ist die Martina Bekereja Bäckerei. Zwei Gehminuten von unserem Hotel (Old Riga Hotel - Vecriga) gelegen frühstückten wir jeden Morgen hier. Für zwei Cappuccino und vier kleine Teilchen zahlten wir 3,72 € (Stand Dez. 2016). Uns hat es dort so gut gefallen, dass wir am Nachmittag nochmal für eine zweite Runde einkehrten. In der Bäckerei sind eher Einheimische als Touristen unterwegs, oft bilden sich längere Schlangen. Wenn du deinen Kaffee gerne in einem schicken Hipster Café trinkst, ist das eher nichts für dich. Hier geht es eher rustikal und authentisch zu.
Für den kleinen Hunger zwischendurch waren wir bei Pelmeni XL. Aufgebaut wie eine Kantine, relativ einfach und unspektakulär eingerichtet, dafür aber mit unschlagbaren Preisen und direkt in der Innenstadt. Es gibt u.a. Pelmeni, Soljanka, verschiedene Salate, eher rustikal das Ganze. Du legst dir einfach das auf den Teller, auf was du Hunger hast und bezahlst nach Gewicht. Und das Beste: 50 ml Wodka = 1 €.
Am letzten Tag wollten wir es uns nochmal gutgehen lassen und was authentisches, landestypisches essen. Nach ein wenig Recherche im Internet und den netten Damen in unserem Hotel fanden wir ein Restaurant namens Milda. Es war recht schwierig, es überhaupt zu finden. Wir mussten erst Maps.Maps befragen. Nette Kellnerin, kleines, überschaubares Restaurant, tolles Ambiente. Absolut empfehlenswert, lokales Bier, einheimische Produkte, alles handgemacht, frisch und vor allem: lecker.
Wenn du in Riga bist, probiere unbedingt den landestypischen Kräuterschnaps, den sogenannten Balsam. Kaufe diesen nicht direkt an der Hauptflaniermeile in der Innenstadt, sondern lieber in den Nebengassen, da ist er um einiges günstiger.
Sightseeing in der Altstadt/Vecriga
Unser Hotel (Old Riga Hotel - Vecriga) lag wieder einmal in perfekter Lage, in einer kleinen, ruhigen Gasse direkt in der historischen Altstadt. Die Zimmer waren im Stil der 80er eingerichtet, sauber und komfortabel. Nachdem wir eingecheckt hatten, legten wir unsere Taschen ab und machten uns sofort auf den Weg nach draußen. Alle Sehenswürdigkeiten liegen dicht beieinander, einen Stadtplan für die Altstadt braucht man unserer Meinung nach nicht, man kommt auch so überall vorbei.
Wir schlenderten durch die engen Gassen, an den wunderschönen Jugendstilhäusern entlang. Überall in der Stadt, an jedem größeren Platz waren Weihnachtsmärkte aufgebaut. Viele von ihnen verkauften die landestypische hölzernen Ornamente und Schnitzereien. Einige kochten Eintöpfe auf offener Flamme, andere verkauften Strickwaren, andere wiederum Schnaps und Glühwein.
Vorbei ging's an der Petrikirche. Täglich um 12 Uhr mittags starten vor der Kirche kostenlose Führungen durch Riga. In 2,5 Stunden wird einem hier die lettische Hauptstadt näher gebracht. Eine kleine Spende am Ende der Tour ist allerdings erwünscht.
Wir gingen weiter und standen auf einmal auf einem riesigen Platz. Die umliegenden Gebäude sahen traumhaft aus. Das Schwarzhäupterhaus, das einem als erstes ins Auge sticht, ist wohl das meist fotografierte Gebäude in ganz Riga. Zu Recht! Die rostig-roten Backsteine und die schönen Verzierungen überall auf dem Gebäude, die Rolandstatue davor, dazu der Turm der Petrikirche im Hintergrund? Perfektes Fotomotiv!
Am Rande der Altstadt liegt der Uzvaras Park. Mitten drin steht das Freiheitsdenkmal (Brivibas piemineklis), das für die Einwohner große Bedeutung besitzt, da es das Symbol der lettischen Unabhängigkeit ist. Wir hatten das Glück, Wachen vor Ort patrouillieren zu sehen.
Weiter ging's zum Schwedischen Tor, dem ältesten Tor in ganz Riga. Um das Tor herum kann man einen Teil der alten Stadtmauer besichtigen und an ihr entlanglaufen. Das Tor hat allerdings eine gruselige Vergangenheit. Früher wurden dort die zum Tode verurteilten durchgeführt. Der Henker lebte direkt über dem Torbogen und jedesmal, wenn eine Hinrichtung bevor stand, wurde eine Rose auf das Fensterbrett gelegt.
Wenn man ein Stückchen weiter geht, kommt man zur Esplanade. Die Esplanade ist ein kleiner Stadtpark, in dem sich zur Vorweihnachtszeit viele kleine Buden und ein kleiner Streichelzoo befinden, die sowohl Touristen als auch Einheimische anlocken. Überall waren die typischen Holzschnitzereien aufgestellt, in den kleinen Buden konnte man die Kleinversion als Souvenir kaufen. Wir hatten allerdings nur Augen für die fünf teilvergoldeten Kuppeln, die vor uns in der Wintersonne glänzten.
Rigas Kirchen und Kathedralen
Christuskirche/Geburtskathedrale
Diese russisch-orthodoxe Kirche liegt im östlichen Stadtzentrum direkt neben dem Esplanade Stadtpark. Je näher wir kamen, desto beeindruckender und prächtiger wurde sie. Man kann die Kathedrale besichtigen, jedoch keine Fotos im Inneren schießen. Wie für orthodoxen Kirchen üblich, ist der Innenbereich prunkvoll voller wunderschöner, detailverliebter Wandmalereien, kleinen Altaren und verschiedenen "Gebetsstationen" ausgestattet. Als wir am Vormittag dort waren, kamen reihenweise Babuschkas zum Beten vorbei.
Dom von Riga
Der schnuckelige Weihnachtsmarkt, der sich auf dem Marktplatz vor dem Dom befand, hat uns persönlich am besten gefallen. Der imposante Dom im Hintergrund, die hölzernen Buden, Geruch von Eintopf, Süßem und Punsch lag in der Luft. Überall wurde gekocht und gebrutzelt und die Stimmung war trotz der Kälte sehr ausgelassen. Der Dom hatte einmal den höchsten Kirchturm in Riga, dieser musste aber wegen der verrottenden Holzkonstruktionen gekürzt werden.
Petrikirche
Die Kirche liegt unweit des Rathausplatzes und des Schwarzhäupterhauses. Man kann sich bequem per Fahrstuhl auf die Aussichtsplattform der Kirche in 72 m Höhe fahren lassen und von dort den Panoramaausblick über Riga genießen. Die Petrikirche hat heutzutage den höchsten Kirchturm in ganz Riga.
Wir hatten leider Pech und die Aussichtsplattform sowie die Kirche selbst waren geschlossen. Im Sommer hat man wahrscheinlich mehr Glück und kann einen tollen Ausblick über Riga genießen. Gut zu wissen: Im Vergleich zu den sonst eher moderaten Preisen in Riga wird für den Besuch der Aussichtsplattform 9 Euro verlangt.
Kathedrale des Schmerzes unserer Gottesmutter
Wir gingen weiter durch die Altstadt, entfernten uns weiter weg vom Trubel und standen plötzlich vor dem Rigaer Schloss. Die Wachen wechselten gerade ihre Schicht, sodass wir, wie schon in Stockholm, uns dieses akkurate Ritual anschauen konnten. Gleich daneben sprang uns eine schneeweiße Kirche mit mintgrünem Dach ins Auge. Wir verbrachten einige Minuten im Inneren. Hauptsächlich, um uns aufzuwärmen.
Sonst so?
Bernstein kaufen
Bernstein und Baltikum verbindet man wohl genauso miteinander, wie Deutschland und Bier. Am besten auch hier nicht in den Touristenzentren, sondern außerhalb der Altstadt kaufen.
Russisch sprechen
Es ist möglich sich in Lettland auf Russisch zu verständigen. Falls du in Riga dein Russisch auffrischen willst, Achtung: Nicht überall ist das gerne gesehen! Die jungen Generationen sprechen heutzutage fast kein Russisch mehr und sind auch nicht daran interessiert es zu lernen. Bei der älteren Generation sind die Gefühle, die damit hochgespült werden, und die Erinnerungen zwiegespalten. Wenn, dann vorsichtig rantasten.
Taxi fahren
Da unser Flug zurück nach Deutschland relativ früh ging, fuhren zu der Zeit noch keine Busse. Wir entschieden uns für ein Taxi und zahlten für die 11 km und 25 minütige Fahrt von unserem Hotel in der Altstadt zum Flughafen gerade einmal 7 Euro.
Fazit
Riga war der Abschluss unserer Skandinavien/Baltikum Rundreise. 10 Tage waren wir insgesamt unterwegs und was sollen wir sagen: Jede einzelne Stadt, die wir besuchten, ist eine Reise wert.
Stockholm, mit seinem königlichen Flair, der schwedischen Gelassenheit und dem berühmten Vasa Museum, Helsinki, das durch seine russische Vergangenheit bis heute noch etwas majestätisches und anmutiges versprüht. Tallinn, das mich innerhalb weniger Stunden in seinen Bann gezogen hat und eben Riga, die Stadt, die für uns am authentischsten und ehrlichsten war.
Hier hatten wir den meisten Kontakt mit Einheimischen und haben an den zahlreichen Weihnachtsmarktständen miteinander geplauscht. Über das Leben in Riga, die Vergangenheit, die Zukunft, aber auch über Persönliches. Die Frage, die uns am meisten gestellt wurde, war: Warum habt ihr euch Riga als Reiseziel ausgesucht?
Geantwortet haben wir immer: Europa hat so viel mehr zu bieten als Madrid, Paris oder London.
Wir wollten mal was anderes sehen. Kopfnicken und strahlende Gesichter bekamen wir als Antwort.
Preislich gesehen war Riga am günstigsten, am authentischsten und hatte unserer Meinung nach das beste Preis-Leistungsverhältnis. Man legt in Lettland großen Wert auf Handwerkskunst, egal ob an handgefertigten Produkten oder in der Gastronomie. Das spiegelt sich eindeutig in der Qualität des Essens wieder. Wir können dir Riga und seine Altstadt nur wärmstens ans Herz legen, wir hatten dort zur Vorweihnachtszeit einen tollen Aufenthalt.
Wenn du so wie wir eine Rundreise durch den Norden planst, wäre unser Tipp für dich: Reise nur mit Handgepäck. Wenn du kein Gepäck einchecken musst, sind die Preise teilweise unschlagbar günstig, sodass wir am liebsten noch weiter auf Erkundungstour durch Osteuropa gegangen wären. Wir zahlten für einen One-Way-Flug gerade einmal 35 Euro.
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