Den Namen dieser Stadt verbindet man wohl unweigerlich mit einer der zwei Atombomben, die im August 1945 von den Amerikanern über Japan abgeworfen wurden. Little Boy. Allein schon der Name der Bombe lässt uns Gänsehaut kriegen.
Auf Hiroshima hatten wir uns mit am meisten gefreut, wir wollten unbedingt den Friedenspark besuchen und mit eigenen Augen im Museum und in ganz Hiroshima sehen, was dieser dunkle Tag in der Geschichte der Menschheit bis heute für Auswirkungen hat. So viel sei schon vorab gesagt: Es war bedrückend. Bis heute denken wir oft zurück an unsere Tage in Hiroshima, an unsere Gefühlslage und alle Emotionen, die in uns hoch kamen. Hiroshima hat allerdings viel mehr zu bieten als den Friedenpark. Was genau verraten wir dir in diesem Blogpost und stellen dir Sehenswürdigkeiten abseits vom Friedenspark vor.

In diesem Artikel findest Du:
Miyajima Mazda Museum Hiroshima Castle und Stadtpark Shukkei-en Park

Wir kamen mit dem Shinkansen aus Osaka an und machten uns auf den Weg zu unserem Hotel, dem Prince Hotel, das direkt in einer Bucht lag, mit eigenem Bootsanlegeplatz, von dem auch Fähren nach Miyajima fuhren. Wie praktisch.
Das Hotel sah von außen etwas heruntergekommen aus, wie ein riesengroßes, verglastes Hochhaus. Als wir jedoch die Eingangshalle betraten, staunten wir nicht schlecht. Alles war hochwertig: Marmor, riesige Kronleuchter, im Eingangsbereich befanden sich mehrere Shops, eine kleine Touristeninformation und ein direkter Ausgang zum Pier. Wir checkten ein, Englisch wurde dort perfekt gesprochen und wir fuhren erst einmal mit dem Fahrstuhl hoch in die achte Etage, in der unser Zimmer lag.
Der Ausblick war toll. Die Bucht, umgeben von Hügeln, auf der anderen Seite der Blick auf Hiroshima Stadt. Auf der obersten Etage des Hotels befand sich außerdem eine Bar, von der man einen grandiosen Blick genießen konnte.

Miyajima
Wir hatten drei Tage Zeit Hiroshima zu erkunden, wollten keine Zeit verlieren und machten uns mit der Fähre noch am ersten Tag auf den Weg Richtung Miyajima, einem der top Sightseeing Plätze rund um Hiroschima. Die kleine Insel liegt ca. eine Stunde von Hiroshima entfernt. Wir hatten uns extra ein Hotel ausgesucht, von dem aus wir nur eine 30-minütige Bootsfahrt zurücklegen mussten. Wir nahmen eine der letzten Fähren, sodass außer uns fast niemand an Bord war.
Wir fuhren vorbei an kleinen Inseln, Möwen drehten ihre Runden, wir wussten, dass wir in Japan waren, dennoch fühlte es sich irgendwie nicht so an. Alles schien etwas ruhiger und gemächlicher, als an anderen Orten in Japan.
Es war aber nur die Ruhe vor dem Sturm, denn im Hafen von Miyajima angekommen wuselten dort unzählige Touristen. Vom Hafen aus ging es erstmal rechts entlang durch den Hafenbereich und weiter durch die obligatorischen Einkaufs- und Fressmeilen. Wir hatten aber nur den riesengroßen roten Torii (Tor) im Blick und sahen auf unserem Weg dorthin wieder Rehe, die auch hier – wie in Nara – einfach auf der Insel zwischen den Menschenhorden leben.


Bei Flut befindet sich der Torii im Wasser und kann am besten vom Itsukushima Tempel fotografiert werden. Dieser gab der Insel auch seinen ursprünglichen Namen. Der Tempel besteht aus vielen Gebäuden, die alle auf dem Wasser schwimmen. Inklusive Steinlaternen und kleinen Wegen, die die Gebäude miteinander verbinden. Den Tempel kann man besichtigen.
Bei Ebbe kann man direkt bis zum Schrein gehen und dort seine Fotos schießen. Achtung: Es kann matschig werden, denn mit dir werden noch hunderte andere die gleiche Idee haben und bei Ebbe im Schlamm rumwatscheln, um das beste Foto zu knipsen.

Wir waren bei Ebbe dort und machten uns sofort auf den Weg ins Watt. Das Tor ist über 15 Meter hoch und wirklich beeindruckend, wenn man davor steht. Die zinnroten Säulen waren unter dem Wasser von Muscheln bewachsen, und hin und wieder sah man Leute, die versuchten Geldmünzen in das Holz zu drücken, um vielleicht etwas Glück zu erhaschen.

Man kann auf Miyajima ansonsten noch Bootstouren unternehmen, verschiedene Museen oder das Aquarium besuchen, es gibt verschiedene Tempel zu erkunden, oder auch Wanderwege zum höchsten Punkt der Insel auf dem Mount Misen. Die meisten Touristen kommen nur für ein paar Stunden nach Miyajima, um das berühmte Tor zu sehen. Es gibt auf der Insel aber einige gute Ryokans und Hotels.
Wir fanden auf dem Rückweg zur Fähre ein kleines, gemütliches Restaurant, das ein richtig cooles Feature hatte. Im Boden waren Aussparungen, in denen sich der Tisch befand, dessen Tischplatte mit dem Fußboden auf einer Höhe lag. Man kletterte quasi in das "Loch" und setzte sich hin, die Füße baumelten. Wir aßen dort eine Ramen (Nudelsuppe) und machten uns dann mit der Fähre auf den Rückweg nach Hiroshima. Die Fähre, die direkt an unserem Hotel anlegte, fuhr leider nicht mehr, und so mussten wir erst mit der Fähre, dann mit Bus und Straßenbahn zurück zu unserem Hotel fahren. Wir fuhren im Dunkeln am Atomic Bomb Dome vorbei und erhaschten schon mal einen kleinen Blick auf das, was uns noch erwarten würde.
Im Hotel angekommen wollten wir uns für diesen gelungenen Tag einen Cocktail in der hauseigenen, stylischen Bar im obersten Geschoss gönnen. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um einen Drink zu bestellen, bevor die Bar zu machte. Die Preise waren Wucher, der grandiose Blick über Hiroshima bei Nacht war allerdings top und ließ uns vergessen, wieviel wir da gerade eigentlich ausgegeben hatten. Kam Pai.
Mazda Museum
Mazda wurde 1920 in Hiroshima gegründet und spielt bis heute eine der wichtigsten Rollen in der Wirtschaft der Stadt. Das Werk liegt mitten in der Stadt und nimmt einen großen Teil derselben ein. Es gibt täglich Führungen, eine um 10 Uhr auf Englisch und eine um 13 Uhr auf Japanisch. Die Führung ist kostenlos, man muss sich lediglich im Voraus anmelden. Insgesamt dauert sie 90 Minuten. Man erfährt viel über das Unternehmen, die Technologie und die Zukunft der Branche. Es sind Autos des letzten Jahrhunderts ausgestellt, man besucht während der Tour auch die Assembly Line und kann live dabei sein, wenn die Autos von Morgen zusammengebaut werden.
Achtung: Die Führung findet nicht am Wochenende und an Betriebsfeiertagen statt.
Du fragst dich vielleicht, wieso wir ausgerechnet das Mazda Werk und nicht z.B. das Toyota Werk in Nagoya besucht haben? Easy story: Mein allererstes Auto war ein Mazda 323 Diesel Kombi und in Neuseeland wohnten wir fast 5 Monate in einem Mazda Bongo. Wir haben also eine enge Beziehung zu Mazda. Und da der ganze Spaß auch noch umsonst war? Let's go!
Die Fahrt dorthin gestaltete sich als schwierig, wir hatten dem Taxifahrer - glaube ich - die falsche Adresse gegeben bzw. gesagt, denn er fuhr uns zur Mazda Arena in Hiroshima. Um ein Haar hätten wir also die Führung verpasst. Als wir ankamen, gingen wir zuerst in das Hauptgebäude. Im Eingangsbereich waren mehrere aktuelle Modelle ausgestellt, es gab ein kleines Café und einen Fotobooth, in dem man kostenlose Fotos (natürlich mit Mazda Logo oder Zoom Zoom Schrift) machen und gratis ausdrucken konnte.
Wir waren insgesamt um die 20 Personen aus den verschiedensten Ländern, die dann von einer Mitarbeiterin abgeholt und per Bus zur Ausstellungs- und Fertigungshalle gefahren wurden. Das Gelände war riesig, überall Hallen und riesige Parkplätze, auf denen die Modelle auf ihre Auslieferung warteten.
An der Ausstellungshalle angekommen gingen wir in einen großen Eingangsbereich, in dem Modelle von den 70ern bis heute ausgestellt waren. Los ging die Führung. Das Englisch der Mitarbeiterin war teilweise schwer zu verstehen, es gibt aber überall Schilder, auf denen man die Infos nachlesen kann.


Wir gingen durch Hallen, in denen der gesamte Herstellungsprozess eines Auto dargestellt wird, weiter zu einer großen Ausstellung der Mazdamodelle der letzten 100 Jahre, bis wir schließlich an der Assembly Line ankamen. Mit Ausnahme der Assembly Line darf überall fotografiert werden. Als wir hindurchspazierten, wurde gerade der Mazda MX5 zusammengebaut.
Wenn man an Autos bzw. der Marke Mazda interessiert ist, ist dieser Ausflug zu empfehlen. Sightseeing für den Autofan. quasi Wir hatten auf jeden Fall 'ne coole Zeit, sahen die "Mutter" meines 323 und unseres geliebten Bongos. Alle anderen Touris knipsten Fotos von den schnellen und schicken Sportwagen, wir waren die einzigen, die mit den älteren und unpopulären Modellen posierten.

Hiroshima Castle & Stadtpark
Mitten in der City liegt die fünfstöckige Burg Hiroshimas, umgeben von gewaltigen Steinmauern und einem Wassergraben. Ursprünglich im 16. Jahrhundert erbaut, wurde sie mehrere Male zerstört und wieder aufgebaut, das letzte Mal nach dem Fall der Atombombe, deren Druckwelle alles zerstörte. In der unmittelbaren Umgebung findet man Ruinen alter Gebäude, Schreine und unser Highlight: einen kleinen, versteckten Shop, der Eis in traditionellen japanischen Geschmacksrichtungen anbietet.
Hermann probierte ein Sake-Eis, ich Sakura (Kirschblüte). Beide Sorten waren total lecker und falls du mal auf dem Weg zum Schloss sein solltest und an diesem kleinen Eisladen vorbei kommst, probier unbedingt auch eine verrückte Sorte. Man hatte noch die Auswahl zwischen z.B. Kastanie, Wasabi oder Soya.
Wir konnten das Schloss schon von Weitem sehen, es sah wieder total anders aus, als das in Osaka oder Nagoya. Hier in Hiroshima war die Außenverkleidung aus Holz. Im Inneren befindet sich, wie in den anderen Burgen, die wir besucht hatten, ein Museum.


In Hiroshima waren alle 4 Etagen (5. Etage war die Aussichtsplattform) den Samurai gewidmet. Wir wussten davon vor unserer Ankunft natürlich mal wieder nichts, als wir dann im Eingangsbereich die Plakate sahen, fingen Hermann's Augen an zu strahlen. Wir hatten auf unserer bisherigen Reise durch Japan immer mal wieder Ausstellungen gesehen, die ein wenig über die Geschichte der Samurai erzählten, sowie auch Ausstellungen von Rüstungen und Schwertern. Aber 4 Etagen Samurai pur? Darauf hatten wir gewartet!

Die Samurai
Leider durfte man auf einigen Etagen bzw. von einigen Exponaten (natürlich den schönsten) keine Fotos machen und somit können wir diese Erinnerung leider nicht mit dir teilen, aaaaaber: Wenn du Hiroshima besuchen willst, plane unbedingt einen Besuch des Schlosses ein.
Uns fiel sofort auf, wie klein die Samurairüstungen eigentlich waren. Die Japaner sind ja bis heute ein recht "kleines" Volk, aber damals mussten die Japaner echt winzig gewesen sein. Am beeindruckendsten waren allerdings die Helme und der Gesichtsschutz. Die Helme waren teilweise mit langen an Sonnenstrahlen erinnernde "Kronen", metallenen Halbmonden oder Hörnern verziert, der Gesichtsschutz war meist auf den Bereich unter der Nase beschränkt, oft hatten sie einen Bart aus Stroh als Verzierung.
Die ausgestellten Samuraischwerter waren zum Teil mehrere Jahrhunderte alt und sahen beeindruckend aus. Die Klingen glänzten im Scheinwerferlicht und waren perfekt geschliffen. Der Stahl sah aus, als ob er alles mühelos zerschneiden könnte. Etwas weiter gab es einen Kasten, der zwei kleine Aussparungen hatte, durch die man seine Hände stecken konnte und mal ein echtes Schwert anheben konnte. Wir konnten nicht glauben, wie leicht es eigentlich war.
Wir machten natürlich auch auf der Aussichtsplattform Halt und genossen den Ausblick über Hiroshima. Im Gegensatz zu den anderen Städten, die wir besuchten, könnte man fast sagen, dass der Stadt das "Flair" fehlt; zumindest sieht man, dass alles recht zügig unter Zeitdruck nach dem Fall der Atombombe wieder aufgebaut wurde.
Um das Schloss herum hat man die Möglichkeit, durch den Stadtpark zu schlendern, umgeben von alten Bonsai und Kirschbäumen. Wir genossen die friedliche Atmosphäre und wurden Zeuge, wie ein Priester ein Moped von einem jungen japanischen Paar segnete.

Shukkei-en Garten
Dieser traditionelle japanische Garten liegt direkt am Kyobashigawa Fluss im Stadtzentrum und ist gut zu Fuß vom Schloss, aber auch vom Friedenspark aus erreichbar. Wenn man keine Lust auf Laufen hat, gibt es in Hiroschima eine Art Sightseeing Bus, der alle wichtigen und bekannten Sehenswürdigkeiten anfährt. Es ist nicht der klassische, zweistöckige Hop on & off Bus, sondern eine ganz normale Buslinie.

Man kann sich in Hiroshima außerdem sehr gut mit der Straßenbahn fortbewegen. Hiroshima ist eine der wenigen Städte in Japan, die an ihrem Straßenbahnnetz festgehalten hat und es bis heute in Stand hält. Bis vor ein paar Jahren fuhren außerdem die berühmten Hiroden Wagen Nr. 651 und 652, die beide den Atombombenabwurf "überlebt" haben. Souvenirs mit Abbildungen dieser Ikonen sind in der gesamten Stadt zu haben.


Der Shukkei-en Garten blickt auf eine lange Geschichte zurück und wurde Anfang des 17. Jahrhunderts angelegt, kurz nach Fertigstellung des Schlosses. Er ist traditionell angelegt und bietet eine Miniaturausführung Japans: mit Tälern, Bergen und einem kleinen Bambuswald. Man hat wunderschöne Ausblicke auf den Hauptteich, auf Schreine, Kirsch- und Pflaumenbäume, die zu unserer Zeit gerade anfingen zu blühen, einem Memorial mit Papierkranichen zum Gedenken der Menschen, die genau dort gestorben sind, kleinen Teehäusern, Torii oder kleinen Teichen mit Kois.
Wir hatten den Besuch dieses Parks gar nicht eingeplant, sondern fanden ihn eher durch Zufall, nachdem wir am Schloss noch etwas Zeit übrig hatten. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle.

Mehr zu Hiroshima und unserem Tag im Friedenspark inklusive unseres Fazit, findest du in unserem zweiten Blogeintrag.