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AutorenbildKati + Hermann

Japan Onsen Guide: Verhaltensregeln, Tipps, Infos

Aktualisiert: 21. Nov. 2019

Reist man nach Japan, steht der Besuch eines traditionellen Onsen wahrscheinlich weit oben auf der Liste. Ein Onsen-Besuch mag im ersten Moment überfordernd wirken, denn es gibt einiges zu beherzigen. Aber was ist ein Onsen eigentlich genau? Gibt es Verhaltensregeln, die man beachten sollte? Wie ist das, wenn man (stark) tätowiert ist und worauf sollte man unbedingt achten, wenn man Japanern gegenüber nicht respektlos erscheinen will.


Wir versprechen dir: Nachdem du diesen Blogpost gelesen hast, dürfte einem gelungenen und vor allem entspannten Onsen-Besuch nichts mehr im Wege stehen.


Wir sind insgesamt 2,5 Monate durch Japan gereist, haben einige Onsen (privat und öffentlich) besucht und geben dir in diesem Blogartikel Infos und Tipps, damit auch dein Besuch im japanischen Onsen ein unvergessliches Erlebnis wird.


 

In diesem Blogartikel findest du:


Was ist ein Onsen?

Wie findet man Onsen?

Wissenswertes und Verhaltensregeln zur Nutzung eines Onsen

u.a. Tattoos und Onsen

Muss man wirklich immer nackt im Onsen sein?

Öffnungszeiten

Private Onsen vs. öffentliche Onsen

Kosten

Unsere Erfahrung


 


Was ist ein Onsen?


Als Onsen (温泉) bezeichnet man auf Japanisch eine heiße Quelle, an die heutzutage oft ein Badehaus angeschlossen ist. Das bedeutet im Klartext: Es gibt natürliche heiße Quellen, die meist mitten in der Natur liegen und die man kostenlos nutzen kann, oder eben kostenpflichtige Badehäuser mit Duschen, Ruheräumen oder Getränkeautomaten ausgestattet.


Dank der vulkanischen Aktivität in ganz Japan findet man sie im ganzen Land. Insgesamt beläuft sich die Zahl auf rund 30.000 Onsen.


Onsen in Japan
Ein klassisches japanisches Onsenbecken

Das Onsen-Wasser wird aus einer heißen Quelle gespeist und an die Oberfläche gedrückt/geleitet. Als „echte“ Onsen dürfen sich die Badehäuser erst bezeichnen, wenn mindestens 19 spezielle chemische Elemente im Wasser vorhanden sind und es mindestens 25 Grad warm ist. Daran wird sich allerdings nicht immer gehalten.


In der Regel liegt die Wassertemperatur bei 35-50 Grad und dem Onsen-Wasser wird heilende Wirkung nachgesagt. Im Wasser befinden sich verschiedene Mineralien, die für Blutzirkulation und die Gesundheit im Allgemeinen fördernd sind und sich positiv auf das Wohlbefinden, die Durchblutung oder Muskelverspannungen auswirken.


Verschiedenen Mineralien werden also verschiedene gesundheitliche Vorteile nachgesagt und alles in allem hat der Besuch eines Onsen eine wohltuende Wirkung auf Körper und Geist.


Onsen-Bäder findet man in verschiedensten Ausführungen. Mal indoor, mal outdoor, vereinzelt sind Tattoos erlaubt, oft allerdings nicht. Einige Badehäuser sind gut und modern ausgestattet, andere sind eher rustikal.


Outdoor Onsen auf Hokkaido
Open-air Onsenbecken

Traditionell befinden sich die Onsenbecken unter freiem Himmel, heutzutage gibt es aber auch viele Bäder mit Innenbereich. Viele Onsen liegen eingebettet in wunderschöne Natur mit Blick auf Berge, umliegende Landschaften oder an Flüssen.


Wie findet man Onsen?


Onsen Bäder erkennt man an dem offiziellen Onsen-Symbol ♨️, das in der Regel auf Straßenschildern oder direkt am Gebäude zu finden ist. Manchmal erkennt man sie allerdings nicht auf den ersten Blick, da jegliche Kennzeichnung fehlt. Da hilft dir dann natürlich das Internet weiter. :)


Einfach deinen Standort und das Wort "Onsen" (manchmal geht auch das Wort Sauna) in deine bevorzugte Maps App eintippen und schon hast du eine Auswahl an Badehäusern, die du im Anschluss an einen anstrengenden Sightseeing-Tag, oder einfach nur zum Entspannen besuchen kannst.


Blick auf ein japanisches Onsen
Blick auf ein japanisches Onsen auf Hokkaido

Reist du mit einem Campervan durch Japan, wirst du in so ziemlich jedem Ort Schilder mit den typischen Onsen Symbolen sehen. Vereinzelt sind sie auch an Michi-no-Eki Rastplätze angeschlossen.


Wissenswertes und Verhaltensregeln zur Nutzung eines Onsen


Es gibt einiges zu beachten, damit dein Besuch im Onsen nicht im Desaster oder riesigen Fettnäpfchen endet.


Onsen betritt man immer nackt

  • Hast du ein Problem damit, dich in der Öffentlichkeit nackt zu zeigen, gibt es die Alternative einen Ryokan (traditionelle Unterkunft) mit privatem Onsen zu besuchen. Einige Onsen haben außerdem private Bereiche, die stundenweise gemietet werden können. Ansonsten wäre unser Tipp, ganz früh kurz nach Öffnung oder kurz vor Feierabend den Onsen zu besuchen. Um diese Zeiten ist meist wenig los.


Männer- und Frauenbereiche sind getrennt

  • Traditionell sind die Bereiche getrennt. Nachdem man entweder an der Rezeption oder an Automaten eingecheckt und bezahlt hat, trennen sich die Wege.

  • Die Ruhebereiche sind aber oft wieder gemischt.


Schuhe sind schmutzig

  • Und werden direkt nach Betreten des Umkleidebereiches als erstes (meist vor einem Holzbrett) ausgezogen. Musst du auf Toilette, stehen dafür spezielle Schlappen zur Verfügung. Im ersten Moment etwas komisch, barfuß in Schlappen zu schlüpfen, die schon zig andere getragen haben, in Japan wird allerdings viel wert auf Hygiene und Sauberkeit gelegt, d.h. Fußpilz ist eher unwahrscheinlich.

  • Flip Flops im Umkleidebereich und rund um die Onsenbecken sind ebenfalls unerwünscht. Nachdem du deine Schuhe nach dem Betreten verstaut hast, spielt sich alles barfuss ab.


Hygiene vor dem Betreten des Onsen

  • Bevor man einen Onsen betritt, muss man sich gründlich abduschen. Abgeduscht wird sich im Duschbereich auf kleinen Miniaturstühlchen im sitzen. Meist sind mehrere Plätze vorhanden. Duschgel, Seife, Shampoo und Spülung werden im Regelfall gestellt. Viele Duschbereiche verfügen über eigene Spender, oft auch Spiegel.


Duschbereich in einem Onsen

  • Es stehen außerdem Schalen bereit (manchmal aus Holz, manchmal aus Plastik), in die man Wasser füllen und zum Übergießen/Abduschen nutzen kann.


Kein Waschen im Onsen

  • Betritt man frisch geduscht das Onsenbecken, ist dies nur noch zum Entspannen da. Sich im Becken zu waschen ist verpönt.


Kleine Handtücher (Tenugui)

  • Viele der Onsen stellen kleine Handtücher (Tenugui) zur Verfügung (entweder gratis oder gegen eine kleine Gebühr). Diese sind zum Waschen gedacht und dürfen in keinster Weise das Onsenwasser berühren. Platziert werden sie auf dem Kopf, wenn man sich in den Becken befindet.

  • Auch werden sie benutzt um nach der Entspannung und nach dem Verlassen des Beckens Wasser vom Körper zu wischen, um nicht klatschnass den Umkleidebereich zu betreten. Sollte dein kleines Handtuch aus Versehen vom Kopf ins Onsenwasser fallen, wring es unbedingt außerhalb des Beckens aus.


Keine Haare im Onsenbecken

  • An alle Damen und Herren mit langen Haaren: Achtet darauf, dass die Haare das Wasser im Onsen nicht berühren. Hast du lange Haare, denk also an ein Haarband/tuch. Ebenso sollte man seinen Kopf nicht unter Wasser tauchen.


Japanisches Onsenbecken

Regelblutung und Onsen


Ein interessantes Thema, denn stell dir vor: Du freust dich monatelang auf deinen Japanbesuch, möchtest unbedingt einen Onsen besuchen und bekommst dann deine Periode. Was tun?


Die gute Nachricht: Du kannst trotzdem einen Onsen besuchen und einen Tampon tragen, allerdings sollte der Faden „versteckt“ werden und nicht zu sehen sein, damit sich andere Besucher nicht unwohl fühlen.


Nutzt du Schwämmchen oder die Menstruationstasse, ist das ebenfalls völlig ok, du solltest sie aus Hygienegründen nach dem Bad (genau wie den Tampon) wechseln/leeren.


Kein Spaßbad


Onsen sind nicht dazu gedacht, in den Becken zu schwimmen (meist sind sie sowieso nur 50-80 cm tief), viel mehr dienen sie der Entspannung. Lautes planschen, Quatsch machen oder lautstarkes Unterhalten sind unerwünscht.


Entspannen


Nach der Entspannung im wohlig-warmen Wasser stehen in vielen Onsen Ruhebereiche zur Verfügung. Entweder ein Raum, der mit Tatami-Matten ausgelegt ist, klassisch mit Ruhesesseln oder als Raum mit den typischen niedrigen Tischen und Sitzkissen. Getränkeautomaten sind in der Regel vorhanden, in größeren Onsen ist oft ein Restaurant/Bar angeschlossen.


Entspannen im open-air Onsenbecken
Hermann im Onsenbecken

Alkoholverbot


Im Onsen herrscht Alkoholverbot. Du kannst allerdings in vielen Onsen nach deinem Bad im Ruhebereich ein kühles Bierchen oder Sake genießen.


Umkleidebereich


Die Umkleidebereiche verfügen meist über offene Regale mit Körben, in denen du dein Hab und Gut verstauen kannst. Teilweise gibt es auch abschließbare Fächer. Japan ist ein sicheres Reiseland, du brauchst also keine Angst zu haben, dass dir etwas entwendet wird, wenn du es in den offenen Regalen verstaust.


In gut ausgestatteten Onsen gibt es in den Umkleidebereichen Föhnbereiche, haufenweise Kosmetikprodukte (Ohrstäbchen, Cremes) und genug Platz sich nach dem entspannenden Bad in Ruhe fertigzumachen. Einige Onsen bieten kostenlose Handtücher/Badebekleidung, wenn der open-air Bereich einsehbar ist.


Umkleidebereich in einem Onsen
Umkleidebereich im Onsen

Umkleidebereich im Onsen

Tattoos und Onsen: Was du wissen musst


Onsen und Tattoos sind so eine Sache. Meist sind sie nicht gern gesehen. Frage also immer VORHER nach, ob es erlaubt ist. Oft weisen Schilder darauf hin, dass es nicht erwünscht ist.


Bist du allerdings zu einer Uhrzeit da, an der niemand sonst unterwegs ist, werden auch Ausnahmen gemacht. Gerade auf Hokkaido empfanden wir es als einfacher, Onsen zu finden, die mich (stark tätowiert) reinlassen.



Akzeptiere bitte, wenn es nicht erlaubt ist und fang nicht an zu diskutieren. Die Kultur und Regeln sollten unbedingt ernst genommen und befolgt werden. Respektloses Auftreten seitens der Touristen hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass einige Onsen mittlerweile generell für Ausländer geschlossen sind.


Es gibt auf der anderen Seite mittlerweile aber auch eine Webseite, die Onsen aufzeigt, die “Tattoo friendly” sind. Dort kann man seine Location in Japan eingeben und es werden entsprechende Onsen aufgezeigt, die man ohne Probleme besuchen kann.


Muss man wirklich immer nackt im Onsen sein?


Im Grunde genommen muss man im Onsen immer nackt sein. Durch die wachsende Beliebtheit bei westlichen Touristen, die oft ein Problem damit haben sich nackt zu zeigen, gibt es mittlerweile einige Onsen, in denen es erlaubt ist, Badebekleidung zu tragen.


Ebenso ist das Thema Tattoos mittlerweile nicht mehr ganz so strickt, wie noch vor einigen Jahren und gerade zu den Olympischen Spielen im nächsten Jahr wird von der japanischen Regierung mittlerweile "gefordert", die Regularien in Bezug auf Tattoos und Badebekleidung etwas zu lockern, bzw. es in einigen Badehäusern, gerade in touristischen Regionen, zu erlauben.


Duschbereich in einem Onsen
Duschbereich in einem Onsen

Öffnungszeiten


Viele Onsen öffnen zwischen 9 und 11 Uhr und schließen zwischen 20 - 23 Uhr.


Private Onsen vs. öffentliche Onsen


Auch wenn es im ersten Moment überfordernd sein mag, alle Regeln korrekt zu befolgen und Fettnäpfchen zu vermeiden, sind die öffentlichen Onsen definitiv die authentischere Erfahrung.


Wer sich unwohl in seiner Haut fühlt oder sich aus sonstigen Gründen nicht gerne nackt zeigt, ist in privaten Onsen besser aufgehoben. Gerade die Onsen in den traditionellen Unterkünften, den Ryokans, wären hier zu empfehlen.


Oft sind hier die privaten Onsenbecken direkt an das Zimmer angeschlossen. Eine nicht ganz billige Variante, dennoch zu empfehlen. Besonders, wenn du stark tätowiert bist und in deiner Nähe kein öffentliches Onsen findest, das dich rein lässt.


Ryokan mit privatem Onsen
Blick auf ein privates Onsenbecken in einem Ryokan in Hakone

Was kostet der Besuch eines Onsen?


Es gibt zum einen kostenlose natürliche Onsen, die auch bei Google oder Maps. me eingezeichnet sind. Diese heißen Quellen bieten natürlich nicht den Komfort von Duschen, Ruhezonen oder Pflegeprodukten, sind aber komplett kostenlos. Mal in besserem, mal in schlechterem, verwittertem Zustand. Mal liegen die Becken direkt am Strand, mal in den Bergen.


Natürliches Fußbad an heißer Quelle
  • Reguläre Onsen besuchten wir auf unserer Reise einige, preislich gesehen starten sie bei etwa 400 Yen (~ 3,30 €) pro Person. Dieser Preis gilt pro Eintritt und wird zeitlich nicht begrenzt.


  • Viele öffentliche Onsen sind an Hotels angeschlossen. Diese liegen preislich etwas höher, bei etwa 800 - 1.000 Yen p.P (6,60 - 8,20 €).


  • Einige Onsen bieten private Bereiche an, die man stundenweise mieten kann. Auch diese Variante ist etwas kostspieliger, ab 1.500 Yen p.P. (12,30 €), allerdings zu empfehlen, wenn du Scham empfindest oder stark tätowiert bist.


  • Möchtest du einen privaten Onsen in einem Ryokan buchen, zahlst du im Durchschnitt etwa 25.000 Yen (205 €) pro Zimmer. Die Preise können allerdings je nach Ryokan auch gerne bei 50.000 Yen (410 €) liegen. Hier erlebst du dann die Luxusvariante und hast neben der traditionellen Unterkunft einen privaten Onsen direkt am Zimmer angeschlossen.


Unsere Erfahrung und Empfehlung


Wir haben die Erfahrung gemacht, dass jeder Onsen, den wir besuchten, auf seine Weise charmant war. Mal waren sie kleiner und etwas älter, mal modern mit tollem Außenbereich oder einer angeschlossenen Sauna.


Wir hatten das Glück und waren oft zu Zeiten unterwegs, in denen wir die einzigen Gäste waren und meine Tattoos „kein Problem“ darstellten. Am besten man ist direkt morgens zur Öffnung am Onsen. Hokkaido ist in der Hinsicht etwas lockerer als Honshu. Falls auch du stark tätowiert bist, wirst du hier die größten Chancen haben ein öffentliches Onsen zu besuchen.


Oft wurden wir allerdings auch weggeschickt. "Keine Tattoos erlaubt". Dann wichen wir auf private Bereiche aus, die man stundenweise buchen kann. Das Yamadaya Hotel* am Lake Shoji bietet z.B. einen privaten Onsen mit Traumblick auf den Fuji für 1.500 Yen p.P. (12,30 €) und Stunde.


Empfehlen können wir außerdem das Rikyuan Ryokan* in Hakone, hier gönnten wir uns den Luxus eines Zimmers mit privatem Onsen und waren begeistert. Neben dem privaten Onsen, der direkt an das Zimmer angeschlossen ist, gibt es auch einen top gepflegten öffentlichen Bereich.


 

Alles in allem können wir nur empfehlen, verschiedene Onsen/heiße Quellen in Japan zu besuchen und auszuprobieren. Es macht Spaß, entspannt, ist gesundheitsfördernd und mal was ganz anderes zu dem, was wir aus Europa kennen.


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