Lwiw besticht durch seine vielfältige Vergangenheit; einst in russischem, polnischem und österreichischem Besitz spiegelt sich das in der Architektur und in der Namensgebung der Stadt wieder. Lwiw, Lwow, Lviv und Lemberg sind vier verschiedene Namen für ein und dieselbe Stadt, für das heutige Lwiw. Seit 1998 gehört sie außerdem zum UNESCO Weltkulturerbe und besticht mit einer Menge beeindruckender Sehenswürdigkeiten. Wir stellen dir in diesem Blogpost unsere Highlights vor uns geben dir Reisetipps zur Fortbewegung, Kulinarischem und Preisen.
Städtetrips sind eine hervorragende Möglichkeit, unseren Kontinent kennen zu lernen. Wenig Zeit, dennoch Lust was Neues zu sehen, aber wohin?
Du hast keine Lust mehr auf die überlaufenen Klassiker, wie Paris, London oder Barcelona? Wir haben da etwas für dich, denn wir waren während unserer Weltreise zwei Tage in Lwiw, auch Lviv oder Lemberg, in der Ukraine unterwegs. Lwiw. Sagt dir nichts? Uns anfangs auch nicht und wir hätten deswegen beinahe eine der interessantesten Städte der Ukraine verpasst.
Wenn man in Lwiw durch die engen Gassen der Altstadt schlendert gibt es fast an jeder Ecke ein neues, wunderschönes Fotomotiv. Die pastellfarbenen Anstriche der Häuser, die alten Ladas, die in den Gassen stehen, die bröckelnden Fassaden und das hereinfallende Tageslicht sorgen immer wieder für eine tolle Atmosphäre.
In den Sommermonaten kann es in der Altstadt schon mal recht voll werden, allerdings größtenteils mit ukrainischen oder polnischen Touristen. Genau jetzt ist also die beste Zeit Lwiw einen Besuch abzustatten, bevor die Stadt genauso überlaufen sein wird, wie die Hotspots in Westeuropa.
In diesem Artikel findest du:
Anreise nach Lwiw Unterkunft Sehenswürdigkeiten Fortbewegung Preise Essen & Trinken Kryivka Fazit
Anreise nach Lwiw
Lwiw liegt nur 80 km von der polnischen Grenze entfernt in der West-Ukraine. Ab Berlin, München und Dortmund gibt es Direktflüge ab 30 € one way. Für die spontanen unter euch (so wie uns), fahren regelmäßig Fernbusse nach Lwiw. In knapp 17 Stunden ist man ab Berlin am Ziel. Die Grenzkontrollen sind schon in der Fahrtzeit mit eingerechnet. Ein Visum braucht man für eine Reise in die Ukraine nicht, nur einen gültigen Reisepass. Die Preise variieren je nach Busanbieter. Unser Tipp: Ausländische Busse sind weitaus günstiger als der Flixbus.
Unterkünfte in Lwiw
Es gibt eine Vielzahl an Hotels, auch in Zentrumsnähe. Luxus (ab 100 €/Nacht), Mittelklasse (ab 35 €/Nacht) oder Hostels (ab 15 €/Nacht). Wir entschieden uns allerdings für ein AirBnb Zimmer nur 5 Gehminuten vom Zentrum entfernt. Preis hierfür knapp 11 € p.P./Nacht. Couchsurfing ist in Lviv natürlich auch möglich. Auch hier gilt: Für jeden Geschmack und Geldbeutel ist etwas dabei.
Sehenswürdigkeiten in Lviv
Das Coole an Lviv ist, dass so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten in der Altstadt liegen. Deshalb kann man sich gemütlich zu Fuß auf den Weg machen und alles in Ruhe erkunden. Für uns hätte es gerne noch ein dritter Tag sein können, so hätten wir alles ein wenig entspannter angehen lassen können, denn wir waren beide Tage von früh bis spät unterwegs. Trotzdem kann man alles sehen, auch in zwei Tagen, allerdings ist es dann ein sehr straffer Zeitplan.
Lviver Rathausplatz (Rynok Square)
Auf dem Rathausplatz tummeln sich Touristen, Tourguides und Einheimische. Ein Rundgang lohnt sich, denn außer dem schönen Rathaus in der Mitte des Platzes, findet man schöne Brunnen, alte Häuser, kleine Cafés und Souvenirstände. Außerdem finden hier viele Veranstaltungen statt und es starten viele der Sightseeing Touren.
Rathaus mit Aussichtsplattform
Eintritt: Etwa 1 Euro
Öffnungszeiten: 9 - 17 Uhr, am Wochenende von 11 - 19 Uhr
Der Turm des Rathauses ist 65 m hoch und damit der höchste Turm der gesamten Ukraine. Für etwa 1 € Eintritt p.P. und nach ca. 408 Treppenstufen, die teilweise durch einen sehr engen Turm hinauf führen, erreicht man die Aussichtplattform, von der aus man einen schönen Rundumblick genießen kann. Das Rathaus war unser erster Stopp und wir konnten von dort oben einen guten ersten Eindruck der Stadt bekommen.
Was wir sonst noch in der Ukraine erlebten? Klick dich durch unsere Abenteuer:
Maria-Entschlafens-Kirche
Eintritt: Kostenlos
Öffnungszeiten: Von früh bis spät
Dieser russisch-orthodoxe Kirchenkomplex befindet sich ebenfalls im Zentrum, unweit eines kleinen Antiquitäten- und Trödelmarktes. Wenn man durch das große Holztor spaziert, gelangt man in einen kleinen Innenhof, von wo aus man zwei der Kirchen betreten kann.
Im Innenhof blieben wir erstmal einige Minuten stehen und ließen diese Pracht auf uns wirken. Jeder einzelnen Kirche in Lviv lohnt es sich, einen Besuch abzustatten. Man mag vielleicht glauben – hat man eine gesehen, hat man alle gesehen – aber weit gefehlt. Jede einzelne hat wunderschöne Details im Innen- und Außenbereich, jede eine andere Geschichte und jede hat wunderschöne Wandmalereien und Goldverzierungen im Innenbereich.
Benediktiner Kloster und Kirche
Eintritt: Kostenlos
Öffnungszeiten: Von früh bis in den Nachmittag hinein
Diese auf den ersten Blick unscheinbare Kirche entdeckten wir auf unserem Weg zum „Friedhof der Kuscheltiere“. Als wir eintraten, begrüßte uns eine Schwester und führte uns in einen kleinen Nebenraum, da im Saal gerade einige Schwestern einen Gottesdienst abhielten. Als wir den Raum betraten, trauten wir unseren Augen kaum, denn der Raum stand voller Vitrinen, in denen Eier zur Schau standen.
Ausgeblasene, handverzierte, teilweise geschnitzte, gravierte und geschabte Eier. Wunderschön, denn mit einem Eiermuseum hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Insgesamt befinden sich in diesem kleinen Museum 1600 Exemplare! Einige der Eier kann man erwerben, diese werden vor Ort von den Schwestern bemalt und verziert.
Weitere sehenswerte Kirchen in Lviv:
Die Maria-Himmelfahrt-Kathedrale
Dominikanische Kirche
Armenische Kathedrale
Kirche der Verklärung
Boim Kapelle
Achtung: In einigen Kirchen darf nicht fotografiert werden, achte am Eingang immer auf die Beschilderung.
Haus der Wissenschaften
Eintritt: Etwa 1 Euro
Öffnungszeiten: 10 - 18 Uhr
Betritt man das Haus der Wissenschaften, fühlt man sich in vergangene Zeiten zurückversetzt. Der gesamte Innenbereich ist mit dunklem Holz verkleidet, eine runde Treppe führt in die obere Etage, eine Glaskuppel lässt den Raum hell und warm wirken.
Ein Besuch lohnt sich, alleine schon wegen der imposanten Eingangshalle. Eintritt 1 € p.P. In den Sommermonaten bietet der Balkon ein wunderschönes Fotomotiv.
Friedhof der Kuscheltiere
Eintritt: Kostenlos
Öffnungszeiten: Von früh bis spät
In einem ganz normalen Hinterhof - einen kurzen Fußmarsch von der Altstadt entfernt - befindet sich diese Kuriosität. Schon von weitem sahen wir die sorgfältige Anordnung der teils in die Jahre gekommenen Tierchen und Puppen und fragten uns "Was ist das?" Gruselig und ziemlich cool zugleich ist es auf jeden Fall einen kurzen Besuch inklusive Fotostopp wert.
Unser Tipp: Es gibt in Lviv eine Vielzahl schöner Hinterhöfe, teils mit hippen Cafés oder antiken Shops. Trau dich und schau ruhig mal durch die halbgeöffneten Tore und Holztüren.
Castle Hill (Zamkova Hora)
Eintritt: Kostenlos
Öffnungszeiten: Von früh bis spät
Dieser Hügel am Rande der Altstadt bietet einen weitläufigen Blick über Lviv. Zu Fuß sind es etwa 20 Minuten von der Altstadt und gerade in den Nachmittagsstunden ist ein Spaziergang dorthin zu empfehlen, da das Licht dann besonders schön fällt. Auf dem Weg nach oben kommt man außerdem an den Ruinen des einstigen Schlosses aus dem 14. Jahrhundert vorbei.
Flohmarkt/Markt
Eintritt: Kostenlos
Öffnungszeiten: Von früh bis in den Nachmittag hinein
Der Halytskyj Markt, auf dem es von Kleidung, bis Haushaltswaren und frischem und lokalem Obst und Gemüse so ziemlich alles zu finden gibt. Recht klein und überschaubar, dennoch interessant und vor allem: Die Preise sind günstig. Die St. Andreas Kirche liegt direkt daneben. Vor ihr befindet sich das Danylo von Galizien Denkmal. Ein Besuch kann also wunderbar kombiniert werden.
Ein weiterer Flohmarkt mit allem möglichen Krims Krams aus früheren Zeiten befindet sich vor der Dominikanischen Kirche direkt an der Haltestelle Pidvalna Straße. Dort gibt es alles, von alten Militärschätzen bis hin zu Schallplatten aus den 70ern.
Weitere Sehenswürdigkeiten und Tipps
Die Lemberger Oper mit dem dazugehörigen kleinen Park, das Nationalmuseum von Lviv, die Taras Shevchenko Statue, das Adam Mieckewitz Monument. All diese Sehenswürdigkeiten befinden sich nah beieinander uns lassen sich daher gut nacheinander besichtigen.
Fortbewegung in Lwiw
Es gibt kleine, gelbe Busse (Marschrutka), Oberleitungsbusse (Trolejbus), Straßenbahnen, Taxis und mittlerweile auch Uber. Eine Busfahrt kostet 5 Griwnja (ca.15 Cent), für eine 15 minütige Taxifahrt zum Bahnhof zahlten wir 70 Griwna (ca. 2,20 €). Das aber auch nur, weil ich auf Russisch nach dem Preis fragte. Der Taxifahrer erzählte uns, dass Touristen ohne Russisch Kenntnisse meist das Doppelte zahlen.
Die Marschrutki können zu den Stoßzeiten und vormittags und in den frühen Abendstunden sehr voll werden. Falls du es eilig hast, plane genügend Zeit ein. Wir warteten drei Marschrutki ab, die aber jedes Mal so überfüllt waren, dass wir nicht mehr mit unseren großen Rucksäcken reinpassten. Deswegen die Taxifahrt.
Preise in der Ukraine
Die Preise in der Ukraine sind die günstigsten, die wir bis jetzt auf der Weltreise hatten.
Eine Busfahrt für 15 Cent
Ein 0,5er Bier im Restaurant für 1,20 €
Eine 1,5 l Flasche Wasser ab 30 Cent
Ein mit je zwei Vorspeisen, Hauptgängen und Getränken um die 9 €
Ein Eis direkt im Zentrum für 50 Cent
Und wir sprechen hier von Preisen direkt in der Altstadt, nicht irgendwo außerhalb.
Wir haben uns in Lviv wirklich die Bäuche voll geschlagen und waren 3 Mal am Tag essen. Etwas, das wir normalerweise nicht machen. Ein kleiner Tipp noch: In Restaurants kannst du eigentlich immer mit Karte bezahlen. Willst du aber z.B. schnell ein Eis kaufen, oder den Eintritt für irgendwas bezahlen, empfehlen wir kleine Scheine dabei zu haben. Mit dem Wechselgeld ist es oft schwierig.
Essen & Trinken
Die ukrainische Küche bietet leckere, teils deftige Hausmannskost. Borschts (rote Beete Suppe), Wareniki (Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen), Soljanka, Piroschki (gebratene Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen), Pelmeni (Teigtaschen mit Fleisch gefüllt), Salo (Schweinespeck). Falls du die Gelegenheit bekommst, probiere dich unbedingt durch.
Falls du Kaffeeliebhaber bist, dann bist du in Lviv genau an der richtigen Adresse. Durch seine Vergangenheit findet man bis heute Wiener Kaffeehäuser in der Region.
Unser Tipp: Kaffee schmeckt eigentlich überall gut, egal ob vom kleinen Stand am Straßenrand oder im Café.
Ansonsten sind natürlich Tee oder Kwas (Getränk mit süss-saurem Geschmack und Brotaroma) beliebt. Brauereien gibt es in Lviv einige, z.B. in der Gaststätte Kumpel, die 24 Stunden pro Tag geöffnet hat. In Lviv gibt es sogar ein Biermuseum.
Kryivka: Rein kommst du nur mit einem Codewort
Dieser „Geheimtipp“, der eigentlich gar keiner mehr ist, befindet sich am Rynok Square. Die Bar ist auf alten Bunker getrimmt, in dem man sich vor den bösen Russen versteckt und bei Schnaps und gutem Essen einen entspannten Abend verbringen kann. Das ist die Idee dahinter. Rein kommst dunur mit einem Codewort.
Das Restaurant ist nirgends ausgeschrieben, Schilder gibt es keine. Nur eine schwere Holztür, die alle paar Minuten von innen geöffnet wird.
Der Mitarbeiter, ein älterer Herr mit Militärmütze, umgehängtem Gewehr und finsterem Blick schaut uns durch den kleinen geöffneten Spalt an.
Ich sage ihm das Codewort Glory to Ukraine und wir werden hineingelassen. Zur Begrüßung gibt es Schnaps und ein paar flache Witze, bevor wir die Treppe zum Restaurant/Bar Bereich runtergeschickt werden. Die Begrüßung findet persönlich und einzeln statt und erst wenn man weitergegangen ist, werden die nächsten Gäste rein gelassen.
Der Bunker ist gemütlich eingerichtet mit gedimmtem Licht und "alten" Dekorationsgegenständen. Die Karte ist rustikal, Preise angemessen, wir haben uns wohl gefühlt.
Schokolade und Cafés
Lviv ist außerdem für seine Schokolade bekannt und es gibt in der Altstadt viele Shops, die Schokolade verkaufen. Der bekannteste ist wohl Lviv Handmade Chocolate. Die Schlangen sind lang, Preise auf deutschem Niveau und für ukrainische Verhältnisse utopisch.
Ansonsten wirst du an jeder Ecke schnuckelige Cafés, hippe Bars oder die verschiedensten Restaurants finden, an denen du dich nach ausgiebigen Fußmärschen durch die Stadt stärken kannst.
Unser Fazit
Dadurch, dass in der Altstadt so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten nah beieinander liegen und super zu Fuß zu erreichen sind, können wir dir nur empfehlen, Lwiw selbst einen kurzen Besuch abzustatten. Die Menschen sind freundlich, es ist sicher, das Essen ist lecker und es ist unglaublich günstig.
Selbst, wenn du kein ukrainisch oder russisch sprichst, viele der jungen Menschen können teils gutes Englisch und helfen gerne weiter. In fast allen Restaurants sind außerdem englische Speisekarten erhältlich.
Worauf wartest du noch? Hast du Fragen oder brauchst mehr Tipps? Schreib uns. :)
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