Umgeben von gigantischen, schneebedeckten Gipfeln des Kaukasus ist Swanetien eine der bemerkenswertesten und schönsten Regionen in ganz Georgien. An der Grenze zu Abchasien und Russland, im Nordwesten Georgiens und rund 450 km von der Hauptstadt Tiflis entfernt, liegt das wunderschöne Swanetien, das höchstgelegene besiedelte Areal im ganzen Kaukasus. Die durchschnittliche Höhe der Gipfel beträgt hier um die 4000 m.
Hier liegen die Gebirgsdörfer Mestia und Uschguli, eins davon leider schon vom starken Tourismus seiner Ursprünglichkeit beraubt, das andere (noch) authentisch.
Hier ragt Georgiens höchster Berg, der Schchara mit über 5000 Metern in den Himmel und die Region bietet für Outdoor-Fans und Naturliebhaber so ziemlich alles, was man sich wünschen kann.
Insgesamt waren wir 5 Tage unterwegs und erzählen dir in diesem Blogpost alles, was du über Anreise, Übernachtungen, Transport und Unternehmungen wissen solltest. Gesammelte Infos und Tipps über Swanetien, seine Gletscher, Wehrtürme und atemberaubende Landschaften.
Umrechnungskurse Stand Juli 2018
In diesem Artikel findest du:
Infos über Swanetien
Mestia
Ushguli Anreise Transport Übernachtungen Was kann man unternehmen?
Chalati Gletscher Unser Fazit
Infos über Swanetien
Swanetien ist weit mehr, als die beiden bekanntesten Orte Mestia und Uschguli. Insgesamt leben mehrere Tausend Menschen in den vielen kleinen Dörfern in der Region verstreut. In Ober- und Niederswanetien gegliedert, bietet diese Region atemberaubende Landschaften, schneebedeckte Gipfel das ganze Jahr hindurch, die verschiedensten Wanderwege, Dutzende Gletscher und die berühmten swanetischen Wehrtürme.
Die Svanen sind ein traditionelles Volk, mit ihrer eigenen Sprache, ihren eigenen Liedern, uralten Traditionen und Handwerk. Ein stolzes und unabhängiges Volk, welches ihre Herkunft und ihre Traditionen bis heute pflegt.
Die Wehrtürme, mit einer Höhe von 20-25 Metern stechen einem wohl direkt ins Auge, wenn man sich die Gebirgsstraßen entlang schlängelt. Es gibt sie zu Dutzenden in den verschiedenen Dörfern, sie sind das Symbol Swanetiens und Überbleibsel einer unvergleichlichen Verteidigungsstruktur aus früheren Zeiten.
Die meisten wurden im Mittelalter gebaut, um die Dörfer vor Eindringlingen zu schützen. Dabei gab es immer einen Hauptturm, der etwas höher war und bei Gefahr Rauch aufsteigen ließ, um die anderen umliegenden Türme vor nahendem Unheil zu warnen.
Die Svanen lebten früher direkt in den Türmen, später wurden Häuser gebaut, die direkt an den Turm grenzten. In der untersten Etage lebte das Vieh, in der zweiten wurde das Heu gelagert, dritte und vierte waren Wohnetagen, und in der obersten, der fünften, war eine Plattform, von der aus observiert und verteidigt wurde. In Ushguli gibt es 37 Türme, von denen noch einige bis heute zum Lagern von Getreide genutzt werden.
Die Swanen sind oft harschem Wetter ausgesetzt, die Temperaturen fallen im Winter oft unter -20 Grad und die Holperstraßen, die die kleinen Orte miteinander verbinden, sind in den Wintermonaten oft gesperrt und unpassierbar.
Swanetien hat eine sehr abwechslungsreiche Landschaft zu bieten, die von Hochebenen über lange Gebirgszüge bis hin zu Dutzenden Gletschern und dichten Kiefernwäldern reicht. Wildschweine, Steinböcke, Bären, Luchse, unzählige Insekten und abertausende Gebirgsblümchen. All das und noch viel mehr gibt es hier zu entdecken.
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Mestia: Verliert leider immer mehr seinen ursprünglichen Charme
Mestia liegt auf etwa 1500 Metern über dem Meeresspiegel in einem Flusstal von Gletscherketten umgeben. Die Stadt zählt wegen ihrer Wehrtürme zum UNSECO Weltkulturerbe und ist der größte Ort Swanetiens. In der Umgebung gibt es unverwechselbare und einmalige Naturhighlights, wie z.B. die zahlreichen Mineralwasserquellen, die rings um Mestia entstehen. Zudem befinden sich Gletscher wie der Chalati Gletscher unweit des Ortes und können nach einer kurzen Wanderung hautnah erlebt werden. Der berühmte mehrtägige Wanderweg von Mestia nach Ushguli (um die 60 km) gehört außerdem bei vielen Reisenden zum Programm.
Wir müssen allerdings sagen, dass uns Mestia an sich wenig beeindruckt hat. Nachdem wir im Anschluss Uschguli besucht hatten, können wir sagen: Mestia verliert langsam aber sicher seinen ursprünglichen Charme. Überall werden neue Gebäude gebaut, teils in einem Stil, wie er nicht zum übrigen Dorf passt.
Positiv herauszuheben wäre allerdings, dass sich Mestia sehr gut für den Start verschiedenster Unternehmungen eignet.
Uschguli: Holprige Anfahrt, die sich mehr als lohnt
Unser Highlight in Swanetien. Das Dorf ist ursprünglich, die Anfahrt lang und an manchen Stellen beschwerlich - nicht mehr lange, denn die Straßen werden mittlerweile ausgebaut und asphaltiert - aber genau das ist es, was wir in Swanetien sehen und erleben wollten.
Nur 250 Menschen leben hier ganz im Osten Swanetiens und auch Uschguli gehört aufgrund seiner Wehrtürme zum UNESCO Weltkulturerbe. Einst verdienten die Bewohner ihr Geld durch Wein- und Käseproduktion, seit 5 Jahren allerdings steigt der Tourismus jährlich und fast jedes Haus besitzt einen kleinen Laden, Restaurant oder Gästehaus mit ein paar Zimmern.
Im Gegensatz zu Mestia hat Uschguli seinen Charme (nocht) bewahrt; die paar Gästehäuser, die es gibt, sind authentisch, die Preise angemessen. Es ist mit 2000 - 2200 Metern über dem Meeresspiegel immerhin eines der höchstgelegenen, ganzjährig bewohnten Dörfer in Europa. Güter dorthin zu transportieren ist mühsam und schwierig.
Richtige Straßen gibt es hier nicht und der Kern des Dorfes ist mit einem Auto fast nicht passierbar.
An dem Hauptschotterweg kann man allerdings so gut wie überall parken und den Weg zu seinem Gästehaus zu Fuß laufen. Schweine, Pferde, Kühe, Ziegen... die Tiere sind Teil des Lebens hier in den Bergen und grasen so ziemlich den ganzen Tag im und um das Dorf herum, bevor sie sich abends wieder alle in ihren Ställen sammeln.
Die Fahrt von Mestia scheint mit knapp 50 Kilometern nicht weit, allerdings schlängelt und zieht sich der Weg und für die Fahrt braucht man mindestens 2 Stunden.
Anreise und Transport nach Swanetien
Wir waren mit einem Allradwagen unterwegs. Wenn du ohne Auto reist, gibt es die Möglichkeit, per Marschrutka anzureisen. Ab Kutaissi/Sugdidi nach Mestia kostet die Fahrt zwischen 15 und 40 Lari (5-14 €) und man benötigt 4-8 Stunden. Private Taxis nehmen 150 - 200 Lari (52-70 €) pro Fahrt. Mestia verfügt außerdem über einen kleinen Flughafen, den Königin-Tamar-Flughafen, an dem mehrere Male pro Woche kleine Maschinen landen.
Im Zentrum Mestias (eher ein großer Platz) fahren dann die Marschrutki und auch Privatpersonen, die einem ein Plätzchen im Auto anbieten, weiter nach Uschguli. Preise hierfür um die 30 Lari (10,50 €). Dauer 2,5 bis 3 Stunden.
Du könntest auch probieren, Touristen anzusprechen, die mit eigenem Auto unterwegs sind, und nachzufragen, wohin die Weiterreise geht. Wir wurden an unserem letzten Tag von zwei netten Franzosen angequatscht und nahmen sie die 6,5 Stunden von Uschguli bis nach Kutaissi mit.
Vorbuchen brauchst du nichts, es gibt außerdem keine festen Abfahrtzeiten für die Minibusse. Einfach zum Fahrer gehen, nach dem Preis fragen, dir ein Plätzchen aussuchen und hoffen, dass noch mehr Leute mitfahren wollen und sich der Bus schnell füllt.
Übernachtungen in Mestia und Ushguli
In Mestia gibt es unzählige Gästehäuser und sogar recht teuer aussehende Hotels. Der Ort boomt, an jeder Ecke wird gebaut. Jeder möchte einen Teil vom Kuchen abhaben und am wachsenden Tourismus mitverdienen. Aber selbst in der Hauptsaison im Sommer (Juni-August), in der wir unterwegs waren haben wir ohne Probleme günstige Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort gefunden.
Wir haben übrigens während unseres Roadtrips nicht eine einzige Unterkunft im Voraus gebucht und immer erst vor Ort geschaut, was uns optisch und preislich anspricht.
In Uschguli geht es etwas ruhiger zu, die meisten Unterkünfte hier sind einfache Gästehäuser, wir sahen nur ein einziges zweistöckiges Hotel im Ort. Die Zimmer sind oft ländlich einfach eingerichtet mit einem meist bequemen Bett, ein, zwei Stühlen, ein wenig Ablagefläche und einem geteilten Badezimmer. Die Bäder in den Bergregionen haben meist keinen abgetrennten Duschbereich. Man duscht quasi direkt neben der Toilette.
In den Gästehäusern gibt es manchmal Probleme mit Wasser und Strom. Tagsüber war dieser oft abgestellt, abends lief dann aber wieder warmes Wasser aus den Hähnen und der Strom war wieder da. Einige Gästehäuser verfügen über Generatoren, die im Notfall angeschaltet werden. Während unserer 5 Tage in Swanetien hatten wir mindestens ein Mal am Tag über mehrere Stunden keinen Strom.
Preise für eine Übernachtung in einem einfachen Gästehaus in Mestia ab 25 Lari pro Zimmer (ab 9 €) - in Uschguli ebenfalls. Preise für Frühstück auch hier, wie im Rest Georgiens, 10 Lari (3,50 €). Viele der Gästehäuser haben außerdem ein kleines angeschlossenes Restaurant, wo meist noch Mutti selbst die leckeren georgischen Spezialitäten auf den Teller zaubert.
Das kleine Restaurant in Uschguli, das wir am meisten ins Herz geschlossen haben, war das Cafe Lemi. Perfekter Blick auf die Gebirgswand inklusive Gletscher, leckeres Essen, günstige Preise. Wir schlemmten hier insgesamt drei Mal und waren jedes Mal begeistert.
Einen Service wie in Europa darfst du allerdings nicht erwarten, Englisch spricht die Dame schlecht, geh einfach rein und hol dir die Speisekarte raus. Wenn sie das sieht, steht sie ein paar Minuten später mit Notizheft in der Hand vor dir. Sie ist gleichzeitig Kellner und Koch, also hab Nachsicht, wenn es etwas länger dauert.
Auf Nachfrage bei Einheimischen wurde uns versichert, dass Uschguli ursprünglich gehalten werden soll. Wir hoffen es wirklich sehr für den Ort!
Was kann man in Swanetien unternehmen?
Ganz klar: Die Natur genießen und die Seele baumeln lassen. Wandern, trekken, klettern, bergsteigen. Offroad Touren, Mehrtagestouren mit Pferden, Fährräder ausleihen, im Winter Skifahren auf den neu eröffneten Pisten rund um Mestia.
Wer an der Kultur der Swanen interessiert ist, der kann sich in dem winzigen Heimatkundemuseum in Uschguli - Eintritt 5 Lari (1,75 €) oder dem historischen Museum in Mestia umschauen. Zudem stehen in der Region einige Kirchen (St. George Church oder die Pusdi Church) aus dem 12. und 13. Jahrhundert, teils noch mit originalen Wandmalereien im Inneren.
Wanderung zum Chalati Gletscher
Mestia bietet sich z.B. als Ausgangspunkt für die Wanderung zum Chalati Gletscher (oder auch Chalaadi Gletscher) an. Ab dem Ort sind es 9 km bis man in der Brücke/Waldstück ankommt, von dem es dann nicht mehr weit zum Gletscher ist. Der Weg von Mestia entlang der Schotterpiste ist zwar einfach zu laufen, da es nur geradeaus geht, allerdings ist die gesamte Strecke dank einer Riesenbaustelle nicht wirklich sehenswert.
Ab Mestia fahren Marschrutki oder Privatpersonen dich für ein paar Lari zum Startpunkt an der Brücke, ansonsten auch hier: Daumen raus und darauf hoffen, dass einen evtl. Touristen mit eigenem 4WD einsammeln.
Die Wanderung ab der Brücke geht gemächlich bergauf, erst durch einen schattigen Nadelwald, später am rauschenden Gebirgsfluss entlang, bevor man am Geröllfeld ankommt. Es gibt den Weg, den alle laufen, weiterhin am Fluss entlang - man kann aber auch direkt über das Geröllfeld weiterlaufen und den Ausblick auf den immer näher kommenden Gletscher bewundern.
Insgesamt braucht man für den einfachen Weg etwa eine Stunde, bevor man so ziemlich vor dem Gletscher steht. Absperrungen gibt es keine, 360 Grad Traumkulisse.
Vor einem der Gletscher, rechts und links Berge, herabstürzende Wasserfälle, Tannen, dazu hatten wir einen strahlend blauen Himmel. Und das nach 2 Tagen Dauerregen. Besser ging es nicht.
Man kann am "Ende der Wanderung" auf den großen Steinbrocken klettern, der direkt im Fluss liegt und dort sein Päuschen machen. Wir ließen uns dort die kalte Gletscherluft um die Nasen wehen, genossen unsere Brotzeit und den menschenleeren Blick auf diese Naturgewalt.
Zurück geht man den gleichen Weg, sei darauf gefasst, dass ab dem Vormittag Dutzende Menschen, auch große Reisebusgruppen zum Gletscher spazieren. Gehe so früh wie möglich los, wenn du - so wie wir - gerne ungestört die Natur genießen möchtest. Eine Wanderung lohnt sich auf jeden Fall.
Und sonst so?
In Mestia
Im Winter verwandelt sich Mestia in ein Skiparadies, es gibt eine neue Liftanlage und insgesamt fünf verschiedene Abfahrten für jeden Schwierigkeitslevel. Ansonsten kann man im Ort wunderbar schlemmen. Die Preise sind angemessen, wir probierten verschiedene Restaurants aus und waren eigentlich immer zufrieden. Ab Mestia startet außerdem die 4-Tageswanderung nach Uschguli. Stell dich hier auf viele Touristen ein. Gerade in den Sommermonaten (Juni-August).
Ein kleiner Geheimtipp noch: Wenn man aus Mestia in Richtung Uschguli fährt, kommt nach ziemlich exakt 15 km an einer verlassenen Bushaltestelle ein Abzweig nach links auf einen Schotterweg, der rauf auf über 3000 Meter führt. Traumkulisse und Wahnsinnsausblicke garantiert. Einfach der Schotterpiste folgen, vorbei an einer neuen Liftanlage immer den Berg hinauf. Am Ende des Lifts hat man dann einen atemberaubenden Blick in das Tal und auf die umliegenden Berge und Gletscher.
In Ushguli
In Uschguli kann man ebenfalls wandern, trekken und die wunderbar einsame Natur rund um Uschguli genießen. Wie wäre es z.B. mit einer Wanderung zum Schchara Gletscher oder einem Ausritt mit Guide ab 40 Lari p.P. (14 €) durch Swanetiens Hügellandschaft.
Es gibt außerdem 4WD Lkws und normale Allradwagen, die einen zu den abgelegeneren Gebieten rund um die Stadt fahren. Man wird meistens von ihnen gefragt, wenn sie vorbeifahren, ansonsten einfach Daumen raus.
Der Ort an sich eignet sich für einen Spaziergang an traditionellen Häusern, Wehrtürmen und Ställen vorbei, grandiosen Ausblicke sind garantiert. Egal wohin man schaut, es bietet sich einem immer ein tolles und authentisches Fotomotiv.
Etwas außerhalb des Stadtkerns auf einem Hügel steht die Lamaria Kirche. Die Atmosphäre ist eine ganz spezielle, wir haben uns beim schlendern oft Gedanken darüber gemacht, wie das Leben hier wohl im Winter ist, so ganz abgeschottet von der Zivilisation.
Außerdem laden die umliegenden Hügel und Berge zu Wanderungen ein. Einfach loslaufen, manchmal gibt es Trampelpfade. Querfeldein funktioniert hier allerdings ohne Probleme. Camping ist um das Dorf erlaubt.
Unser Fazit
Ganz ehrlich? Wir wären am liebsten noch eine Woche in Uschguli geblieben, so wunderbar hat es uns dort gefallen. Es war ruhig, wir haben uns so weit weg von allem gefühlt. Alleine die Anfahrt dorthin war ein kleines Erlebnis. Schotterpisten, tiefe Matschpassagen. Aufsetzen, durchschlängeln, tiefe Abgründe. Wir konnten die Natur genießen, frische Bergluft einatmen und einfach sein. Ohne Druck etwas unternehmen zu müssen.
Von Mestia hingegen hatten wir mehr erwartet und noch einmal würden wir dort nicht hinfahren. Die Umgebung ist allerdings wunderschön, d.h. wenn du zum wandern etc. anreist, wirst du nicht enttäuscht werden. Die Wehrtürme sind in beiden Orten schön, das bessere Fotomotiv bietet allerdings Uschguli.
Alles in allem lohnt sich Swanetien. Gletscher, Wehrtürme und atemberaubende Landschaften. Tolle Wanderungen, leckeres Essen und herzensgute Einheimische. Was wir sonst noch auf unserem Roadtrip durch Georgien erlebt haben, kannst du auf der Georgien Reisetipps Seite nachlesen.
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